Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

DA Der Talisman des Weibes,

„Sprich, was that' i< Dir zu Leide, daß Du Liebe ſo treulos in Abneigung verwandeln darfſt? Leugne nicht, Du empſfandeſt eben Abneigung gegen mi<, ih ſah es, ih fühlte es aus jedem Deiner Blik! Haſt Du Dich über Nacht beſonnen, daß ih Deiner unwürdig ſei?“ rief ſie, ſeine Hand zurü>ſtoßend. „So geh!!! J<h rief Dich niht! Daß ih Deinen Liebes\ſ<hwüren Gehör ſchenkte, gibt Dix kein Recht, mich in den Augen der ganzen Reſtz denz, ja, der ganzen Welt bloßzuſtellen !“

„Sh ſtellte Dich nicht bloß,“ fiel ex ihr in's Wort, „aber Du ſtellteſt die ſtillſeligen Gefühle bloß, welche ih Dix heute in no< erhöhterem Maße entgegentrug, als geſtern. Der Bräutigam kam zur Braut. Du warſt darauf vorbereitet und verſammelteſt denno<h eine Schaar müßiger Gaffer um Dich her, die ſi<h in meine Rechte theilen durften, ungeſtraft, denn Du ſelbſt haſt ſie dazu autoriſirt.“

„Wenn Du eine alltägliche Huldigung ſtrafbar findeſt, jo verleugneſt Du die Prinzipien, in wel<hen Du ſelbſt erzogen biſt,“ erwiederte ſie ſ{nell. „Wer einer Dante aus einem Handkuß ein Verbrechen machen kann, gehört na< Sittlingen oder in eine Kloſterzelle. Wer aber, wie Du, einer Frau zwei Jahre Künſtlerleben vertrauensvoll nachgeſehen hat, um über einen offiziellen Handkuß außer ſich zu gerathen, der gehört in eine Anſtalt, wo Nerven= überreizungen geheilt werden!“ Fhr ſchönes Antliß flammte in hellem Zorn, während die großen blauen Augen doh voll Thränen ſchwammen.

Dieſer leßte Anbli>k verſcheuchte die künſtliche Ruhe des