Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

54 Der Talisman des Weibes.

ja nicht ſchwer fallen,“ flüſterte er eindringlich, „einige Sahre lärmenden Ruhmes gegen ein Daſein andauernder Chren und Würden zu vertauſchen. Laß dieſe wüſten Bravoſchreier ſi einen anderen Gegenſtand für ihre dreiſten Huldigungen wählen, ſie verkennen Dich, denn ſie wiſſen nicht, wer Du warſt und wie unglü>li<h Du gez weſen biſt. Ein moraliſ< zu Grunde gerichtetes Weib mit Deinem Genie gibt ihnen denſelben Anlaß, entzü>i zu ſein, wie ſie es Dir vorzugaukeln wagen. Biete ihnen Deine Hand an, und unter hundert Enthuſiaſten bleibt vielleicht einer ſtandhaft.“

Jrmengard zu>te ſo heftig zuſammen, daß er ſie aus dex Umſchlingung los ließ. Es hatte ihr einen Stich durch's Herz gegeben, weh und durchdringend. „So ver= laß mic und ſtrafe die voreilige Behauptung Lügen: Du ſeieſt mir mit innigerem Bande verknüpft!“ murmelte ſie, ihr Antliß in beide Hände verbergend. „J<h laſſe den Beruf niht ſhmähen, der mi groß und willensſtark ge= macht hat.“

„Die Liebe iſ dex Beruf des Weibes !“ rief der Graf, ſie troß ihres Widerſtrebens ſeidenſhaftli< an ſi pref ſend. „Wenn Du im Kampf geübt biſt, meine Jrmen= gard, ſo kämpfe jebt, der Preis iſt edel, iſt beſeligend! - Du ſollſt ja nicht in das Dunkel des Alltagëlebens hinabſteigen, wo der Werktagsſtaub Dir den Ausbli> in die Herrlichkeiten des Lebens raubt, im Gegentheil, ih führe Dich erſt bergan auf die Höhen der Geſellſchaft, wo Du erhaben umherſ<hauſt und ſelbſt geſehn wirſt, aber mit anderen, reineren Bli>&ten, als bisher. Glaube mix, Du