Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. 105
des Schiéfſals vereinte ſie Hochachtung für den Mann, welcher auch dieſe lebte ſchwerſte Probe ſeiner Pflichttreue beſtanden. Jebt ſchon wax der Moment gekommen, wo Zante Käthe im verborgenſten Winkel des Herzens der geliebten LTodten ihr frühes Scheiden gönnte, denn nach dem, was geſchehen, mußte Einer von Beiden, Meiſchi>k oder Margarethe, an dem nagenden Zwieſpalt ihrer See= len früher oder ſpäter zu Grunde gehen.
„Man muß vom Menſchen nux Menſchliches verlangen,“ flüſterte Tante Käthe, als ſie ihr Heim erreicht hatte, „aber au< darauf halten, daß er Menſchlichkeit übt.“ Troß allen Philoſophirens konnte ſie es do< niht hindern, daß der drohende Moment des Scheidens von Allem, was Margarethe ſo heiß geliebt, beim Eintritt in's Haus doppelt und dreifach ſ{<wer auf ihrem Gemüth laſtete. Langſam ſtieg ſie die Stufen hinan. Vor dem Zimmer ihres Neffen blieb die Stiftsdame zögernd ſtehen, ſie wußte, welche ſhmerzlihe Enttäuſchung ihm vorbehalten war, deshalb umfaßte ſie ihn und ſeinen holden Liebling in dieſem Augenbli> mit faſt mütterlicher Jnnigkeit.
„Hans,“ ſagte ſie leiſe, aber beſtimmt, „ih habe Ge= legenheit gehabt, unſer Geſpräch bei Tiſh no<hmals und beſſer zu überlegen. Was die Erziehung des Kindes an=belangt, ſo kann i< niht bei Dix bleiben, Hans!“
„Nicht?“ fragte er haſtig. „Und do<h waren wir einig!“
„Du wirſt nicht glauben, daß irgend welche perſönliche Bedenken mich in einem einmal gefaßten und liébgewon= nenen Entſ<hluß ſ{<hwankend machen können, indeſſen der