Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
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124 Wegen Meineids.
Durch alle dieſe Erinnerungen hin kamen dem wirthz ſchaftlichen Mädchen ärgerliche Gedanken über die Ver= ſchwendung der Pußmacherinnen; iwas für eine rüdficht8= loſe Zerſhneidung dex Stoffe hatten ſie da geübt, wohl zwanzig bis dreißig Endchen von der hübſchen blauen Live verſchnitten, jedes kaum einen Finger lang. Da lagen ſie, theils auf dem Tiſch, theils auf der Erde, und ſie waren ſo theuer geweſen! Wahrſcheinlich hatte eine der Gehilfinnen einen Fehler gemacht! Jeßt wunden ſie und die ganze Fli>enwirthſchaft in den Kehricht geworfen. Sie ſuchte die Lißchen zuſammen. „Für die Puppen!“ dachte ſie, widelte die Endchen in ein Stü> Papier und ſah wieder durch das Ladenfenſter hinaus.
Dex Hund war fort. Sie konnte jeht gehen. Aber ſie war kaum aus dem Hauſe getreten, da ſtand Gorg vor ihr, im Bä>erladen nebenan hatte ex gewartet.
„Jh muß Dich ſprechen, Elſe, erlaube [“
Sie war außer ſi< vor Schre>en. Aber ſie konnte hier kein Wort ſagen, die Bäkerfrau hatte ein ſo verz ſtändnißvolles Lächeln! Sie konnte cs im Fortgehen noh ſehen.
„Georg, wie kannſt Du mich ſo vor der ganzen Welt fompromittiren?“ ſagte ſie erregt, als er jeßt blaß und aufgeregt neben ihr herging.
„Man achtet nicht auf uns. Die Leute halten mi<h für Deinen Bruder. J< mußte Dich ſprechen, Elſe, wenn niht ein Unglü> daraus werden ſoll. J< will und kann feine Rükſichten nehmen, wenn es ſi< um mein Gli han= delt! Du weißt, wie ih Dich liebe; und daß Du mix gut