Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

126 Wegen Meineids.

„Soll das Dein leßtes Wort ſein? Jh kümmere mi<h nicht darum, ih kann nicht leben ohne Dih —

Das Wort blieb ihm auf den Lippen — Elſe fuhr zuſammen. Dann bli>ten Beide einer Dame im ſeidenen Mantel nach, welche eben, begleitet von einem etwa vier= zehnjährigen Mädchen, dicht neben ihnen vorbeigegangen war, ohne daß ſie in der Erregung es bemerkt hatten.

„Deine Muttex, Georg! O Gott!“ rief Elſe halblaut.

„Ja, ſie war es!“ ſagte er ebenfalls betroffen.

Das Mädchen neben Frau Reinert ſah ſich flüchtig um.

„Der Grasaff ! Dieſer neugierige Fraß!“ ſchalt der junge Mann wüthend.

„Es wax Deine Schweſter Liſa?“

„Natürlich, iſt wohl in der Tanzſtunde geweſen!“

„Sie hat Dich erkannt, Georg, und wohl au<h mi! Sieh, nun bringſt Du mich doh noch in Ungelegenheiten.“

„Sorge Dich nicht, Elſe! Morgen ſage i<'s meinem Vater; ex ſoll wenigſtens wiſſen, daß Du unſchuldig an dieſem „Verbrechen“ biſt und viel zu klug, um Dich auf die Thorheit einzulaſſen, einen Mann zu lieben, der Dix noh nicht ſagen kann: J< bin unabhängig und reich!“

„Georg! O, Georg !“

Ex var ganz außer ſih. Die Liebe zu ihr, der Aerger auf ſich ſelbſt, die Wuth auf die kleine, ſchwaßhafte Liſa, welche ſo unzeitig juſt auf der Straße war und jebt ſicher die Geſchichte gleich an die große Glo>te hing, die Angſt, Clſe geſchadet zu haben — Alles kam zuſammen.

„Du haſt mix das Goldkreuz zurii>geſchi>t, Elſe, wirſt