Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Von Friedr. Wilh. Groß. 08

ſich als zutrauli<h und gutmüthig den Europäern gegen-= übex erwieſen. Hie und da findet man mächtige Ruinen von Steinbauten, die auf eine frühere, höhere Kultur hin= deuten, beſonders auf Ponape, der Perle dex Karolinen. Sie zählte noh vox wenigen Jahrzehnten 15,000 Einwohner, welche aber jeßt dur< die von Europäern eingeſchleppten anſte>enden Krankheiten auf 2000 reduzirt ſind.

Troß des Einfluſſes der Europäer haben die Bewohner der Karolinenz=Fnſeln no<h immer ihre Sitten und Ge= bräuche bewahrt und ſogar die Sagen ihres Volkes leben noh fort. So erzählt eine derſelben: Ehemals war nux eine einzige große Jnſel vorhanden, auf welcher nux Kalids oder Götter lebten. Da fing eines Tages eine Göttin an zu wachſen, und als fie alle Palmen überragte, barſt ſie aus einander und alle Gliedmaßen derſelben flogen in's Meex umher, und daraus entſtanden die Karolinen. Bald darauf famen die Menſchen und bauten Städte und Dörfer. Da geſchah es, daß ein kühner Fürſt oder Rupack mit einem Kalid (Gott) in den Himmel ſtieg und eines von den Augen der Götter ſtahl, die als Sterne auf die Erde herableuchteten. Mit dieſem Auge flüchtete er auf die Jnſeln zurü>, und daraus machte man das Geld, das noch heute unter den Bewohnern angetroffen wird.

Alle, welche jene kleine Welten geſehen haben, ſtimmen in dem Lobe über die landſchaftlichen Reize derſelben überein. Sie ſind ſo ſchön, als ob ein Theil des ſternen= beſäeten Himmels ſi<h auf das Meer herabgelaſſen hätte. Wie es ſi<h von ſelbſt verſteht, iſt der Charakter der

Bibliothek, Jahrg. 1886, Bd. TV, 13