Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
66 Der Talisman des Weibes.
bis in die Mitte des Gemaches zurü>, um irgend eine Stüße für ihre zitternde Hand zu finden. Jet glaubte fie ſeinen Schritt zu vernehmen, und der Athem wollte ihr darob verſagen. Nein, es var Täuſchung geweſen. Sofort rollte ein glühender Strom leidenſchaftlichen Shmer= zes durch ihre Adern. Zwiſchen Angſt und Sehnſucht hin und her geworfen, dünkten die Sekunden ihr eine Cwig=feit. Ein immer brennenderes Roth ſtieg mit jedem Puls= ſ<hlag höher in Jrmengard's erxwartungsvolles Antliß, obwohl ihre Zähne wie im Fieberfroſt leiſe gegen einz ander ſchlugen.
Jeht näherte ſich Jemand dem Cingang des Kabinets, ruhig, abgemeſſen. Die ſ{huldige junge Frau wich vor dieſem Geräuſch zurü> bis in die fernſte Ede, ihre großen blauen Augen hafteten dabei ſtarr an der Stelle, - wo er erſcheinen mußte.
Noch ein kurzer Moment, und Hans Meiſchi>® war eingetreten.
Seine Bli>ke ſhweiften ſuchend in dem Gemach um=her, zuleßt blieben ſie voll auf Jrmengard’s jäh erblaßten Zügen ruhen.
„Dreyſing hat mix geſagt, Du wollteſt mich ſprechen. Jh ſchie voraus, daß nux ſeine Berufung an meine Großmuth und Gewiſſenhaftigkeit mix die Erfüllung Dei= nes Wunſches abgezwungen hat. Was mich anbelangt, ſo hätte ich nah jener nächtlichen Scene in meinem Hauſe zu Sittlingen von jeder ferneren Unterredung gern Ab= ſtand genommen. Was iſt's, das Du mix ſagen wollteſt ?"
Sie hätte jeht nicht ſprechen können, und wenn ex ihr