Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
70 Der Talisman des Weibes.
wiſſentlich mein Schild, mein Schirm, mein rettender Gott! Zu Dix floh ih, wenn i< Unbill erfahren, zu Dix auch, wenn i glü>li< wax, denn ih Thörin glaubte, Deine düſteren Prophezeiungen durch meine Freuden und Triumphe zu beſchämen. O, Hans,“ ſie faltete ihre Hände in einander und drückle ſie gegen die beſtig athmende Bruſt, „wenn Du nichts weiter mix gewähren kannſt und willſt, laß mich Dix danken, daß i< in dieſer Stunde rein und ſxei und ſ{uldlos zu Dix auſſehen darf, der Du mich immexrdar umgeben, mi nie verlaſſen haſt, ſelbſt uicht im Traum, Hans —“
„Schweig, ſchweig!“ murmelte ex. „Nicht weiter!“
„Vergib mix, Hans!“ ſchrie ſie plöblich leidenſchaftlich aiif. „Bei den Nechten, wel{<he ih Dix einſt gewährte, bei dex Seligkeit, mit welcher ſelbſt Dein Zorn noh mi<h mugab, bei Allem, Hans, was i<h in Deinen Armen em=pfunden, bei Allem, was Du mix einſt geweſen, beſchwöre ih Dich: Vergib mir!“ Sie war zu ſeinen Füßen nieder= geſunken und drücte ihre heißen Lippen auf ſeine herabHäuge1ïde Hand.
Cx ſtand regungslos, aber hinter ſeiner Stirn wogten und raugen mit einander die widerſtrebendſten Empfin= dungen. War es Groll, war es Rührung, war es Triumph, war es Mitgefühl? Dieſe Erinnerungen, welche Jrmeu= gard’s Schmerz heraufbeſchworen, konnten ſie denn immer noch uicht Todesruhe in ihm finden? Zudte die gewaltſam unlerdrücdte, - cxſlorbene Liebe no< einmal in ihm auf? Meiſchik litt unſäglich. Ex ſträubte ſich, die Geſtalt des einſt fo geliebten und dann gehaßten und verachteten