Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. —_69
was ihren Nächten den Frieden zurügeben konnte, aber was durfte ſie noh anderes von ihm erwarten, der ſich unerreichbar hinter ſeine Großmuth vexſchanzte? Ohne cs zu wiſſen, näherte ſie ſich ihm vollends mit einem ſo flehenden Ausdru> ihrer reizenden Züge, daß ſein Vor= ſab, fi jeßt zu entfernen, davon überwältigt ward. „Jch wollte Dix ſagen,“ begann die junge Frau "leiſe, „daß die Vorſehung Deinen Schmerz dreifach an mix ge= rächt hat, bevor ich es wagte, vor Dich zu treten. D, glaube nicht, daß es mir lei<ht-geworden! Wenn Du wüßteſt, wie viel i< um meiner Jugendſünde willen gez litten habe, Du würdeſt niht ſo unbarmherzig Gerechtig= feit an mix üben“ —- Sie ſto>te und fuhr dann ſchneller und heftiger fort: „Als i<h damals von Dix ging, nahm ih, wenn au<h im Haß, Dein Bild mit mir. Hatte Deine Liebe mich niht vox mir ſelber ſhüßen können, die Erinnerung an alle die trüben Stunden meiner Ehe, an Deinen grauſamen Spott, an die demüthigende Stellung, zu welcher Du mich verdammteſt, dieſe Erinnerung ſchüßte mich. Nie, das ſchwöre ich Dix,“ rief ſie mit zitternder Stimme, die na<h und nah an Feſtigkeit gewann, „gab es eine Enttäuſchung, einen Schmerz, nie eine Verſuchung für mi, welche i< ni<t in Deinem Andenken ſiegreich beſtanden! Es war mein Triumph, edler zu denken, als Du von mix glaubteſt! Von gleisneriſchen Lo>kungen, von lebensmüder Verzweiflung, ja, von dem offenen Waſſer= grabe hinweg riß mi< Dein zürnendes Bild; Du ſollteſt nicht Recht behalten, ſo lange no<h ein Athemzug der Widerſtandsfähigkeit in mix lebte. So wurdeſt Du unz