Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
78 Der Talisman des Weibes.
hier, und mit ausbre<hendem Schluchzen ſchleuderte ſie das foſtbare Kleinod mitten in das Gemach, wo es unter dem Ampellicht auf dem Teppichgrund wie eine große Thräne fortleuchtete. Sie ſelber ſank an ihrem Lager auf die Kniee, drüdte das fiebernde Haupt tief in die weichen Kiſſen und weinte, weinte, als könnten die glühenden Ströme ihres zerriſſenen Herzens nie mehr verſiegen, iveinte, bis unedlere Gefühle ſie mit troßigem Stolz emporſchnellten und jenen verderblichen Eindru> zu äußern begannen, welchen Dreyſing als die Folge dieſer Kataſtrophe gefürchtet hatte.
„Morgen, morgen ſchon,“ murmelte Jrmengard mit zu>enden Lippen, „wird die thörichte Jdealiſtin zur Ver= nunft gekommen ſein. Es kämpft ſi ſ<hle<t ohne Preis, und der meine iſt einer Anderen zugefallen, deshalb mix unervreihbaz! Jh werde mir fortan ein anderes Ziel ſteten. Dieſer Abend iſt ein Kapital, zu ſo hohen Zinſên angelegt, daß die ganze Männerwelt daran zu zahlen Haben wird. Du haſt re<ht geſagt, Hans Meiſchi®, ih werde Deinen Namen auh ferner anrufen, dann, wenn Mitleid oder kindiſche Scheu mich zu überwältigen drohen, wenn die ſtumme Bitte einer hinterzangenen Gattin das Hexz des treuloſen Gatten v-n mix zurü>heiſht, dant werde ih mich dieſer Qualen erinnern; wenn verliebte Söhne ihr väterliches Erbe um meinetwillen verpraſſen, werde ih den Thränen ihrer Mütter meine heutigen heißen Thränen entgegenhalten, wenn ih zarte, glü>liche Bande ſprenge, werde ich lachend meines demüthigen Flehen3 ge= denken, und wenn ein getäuſchter, vertrauenswilliger Thor