Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
84 Der Talisman des Weibes.
zugeſpihten Wortkampf den Stachel raubte und au< minder Begabteren eine Theilnahme an demſelben geſtattete, trat Herr v. Exleben in den Kreis ſeiner Gäſte und nöthigte den Juſtizrath ſcherzhaft, die Philoſophie der Frauen mit den Grundſäßen der ſpinoziſtiſchen Lehre in Einklang zu bringen.
„Sehr gern!“ rief der alte Herr und ſtrich ſorgfältig iber ſeinen glatten, blonden Haarwu<hs. „Die Philo=z ſophie dex Frauen iſt ihr unerſchöpflicher Redefluß, und ihre Logik der Wunſch und das Bewußtſein, Recht zu be= halten. Sie wiſſen, daß Xantippe mit ihrem zi>za>tartigen Wenn und Aber ſelbſt den Sokrates zur Unterwerfung gezwungen und demgemäß Recht behalten hat. Spinoza, dex Weiſe, ſagt: „Macht iſt Recht‘! Demgemäß hat Seder ſo viel Recht, als ex Macht hat. Und wenn die Frauen nun unlogiſch und unphiloſophiſ<h dominiren wollen, ſo thun ſie dies na< den Geſeßen ihrer Natur, folglich fraft ihres Rechtes.“
„Bravo!“ rief Herr v. Cxleben. — „Nein, Her College,“ unterbrach ex ſi, als er bemerkte, daß Meiſchi> Anſtalt machte, ſi< zu verabſchieden, „ein Plauder= ſtündchen nach den Anſtrengungen des Feſtes iſt die Krone des Genuſſes!“ Ex winkte einem vorübergehenden Diener, befahl Kaffee und Cigarren zu präſentiren und verſammelte eine Tafelrunde um ſi, deren Glieder bald wieder auf dem bewegten Fahrwaſſer perſönlicher Anſchauungen dahin= ſchwammen.
Die Erſcheinung des Präſidenten hatte in Meiſchi> troß aller Vorſähe kaum bezwungene Gefühle wieder wach=-