Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. 89
gerufen. Seine leiſe, verbindliche Sprechweiſe, das etwas gefniffene Lächeln dex ſ<hmalen Lippen, die ſo viel zu verz ſchweigen hatten von der vielſeitigen Gourmandiſe ihres Beſibers, reizten ihn auf eine nahezu unerträgliche Weiſe, und es gehörte die Selbſtüberwindung Meiſchi>s dazu, um unter dieſen peinlichen Verhältniſſen äußerli<h unbe= fangen den geeigneten Moment des Aufbruchs abzuwarten. Als ex endlich fam, zeigte die große Wanduhr im Korriz dor die dritte Morgenſtunde an.
Matt, abgeſpannt, als ſei ex von einer ſ<hweren Krankheit erſtanden, {lug Meiſchi> langſam den Weg nah Hauſe ein. Geräuſchlos, keine Störung zu erregen , ſtieg er die Stufen hinan. Jm Gange brannte noh helles Licht. Ex öffnete ſeine Zimmerthüre und trat in das angenehm dur<hwärmte und traulih erleu<htete Gemach mit dem Gefühl eines Schiffbrüchigen, der feſten Boden unter ſich zu fühlen beginnt. Das Haupt ſchwer aufgeſtüßt © ſaß er vox dem Schreibtiſch. Wenn ex nux das zärtliche Geſtändniß Jrmengard's exſt überwunden hatte, alles Vebrige wax dann ſ{<nell vergeſſen. -
Es entging ihm, daß Schritte fich nahten. Als Tante ‘Käthe dicht neben ſeinem Seſſel ſtand, fuhr -er faſt exz \{ro>en empor.
„Jh habe mi<h nicht getäuſcht, als i<h Deinen Schritt zu vernehmen glaubte, Hans,“ ſagte ſie mit tiefer, bewegter Stimme, ihm ſtrahlenden Auges die Hand entgegenſtre>end. „Deinem Hauſe iſt heute großes Heil widerfahren, Max= garethe hat Dix einen Knaben geſchenkt! Geh", ſie ex= wartet Dich mit Sehnſucht.“