Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
86 Déx Tali3man des Weibes. je
Ein faſt ſchmerzhaftes Zu>ken der Freude und des Dankes duxrchzitterte ihn. Wortlos ſtand er auf, ohne Tante Käthe's Hand berührt zu haben.
Sie ſah ihm fkopfſchüttelnd nach, wie ex durch die Ge= mächer eilte, und folgte nicht.
Meiſchi>, dux< dieſes CEreigniß über alle quälenden Zweifel erhoben, betrat die Stätte, wo Margarethe gelitten. Die junge Mutter lag glü>li< lächelnd in den Kiſſen und rief ſeinen Namen.
Ex mußte an ſi< halten, den ſtillen Frieden um ſie her niht mit ſeiner heftigen Erregung zu ſtören. Auf den Rand ihres Lagers ſeßte er ſich nieder, faßte die Hunde ſeines Weibes und küßte fie mit ſo überſtrömender Em= pfindung, daß Margarethens Augen ſich mit ſeligen Thränen füllten. Sanft ſ<hob ex den Arm unter ihr Haupt, beugte ſich über die bleiche Stirn und flüſterte mit bebenden Lippen, was ihm ſein Herz eingab: Worte warmer Zunei= gung. Er beklagte aus tiefſter Ueberzeugung, daß ſie * ihn nicht zu ſi<h gerufen, und da Margarethe ſich freute, ſtandhaft geblieben zu ſein, nannte ex ſie ſeinen guten Engel, aus deſſen Händen er das höchſte Glü> des Lebens empfange, er küßte ihren Mund und gelobte ſih doppelte Treue und Zuneigung für dieſes ſelbſtloſe Weſen an, und Margarethe ſ<lang die Arme in zärtlicher Liebe um ſeinen Hals und ſchaute verklärt in ſeine Augen.
So fand ſie Tante Käthe. Befriedigt gönnte ſie ihrem Liebling dieſen ſchwer errungenen Lohn. „Hans,“ ſagte ſie dann in der Sorge um Margarethens Ruhe, „Du fragſt gar niht nah Deinem Sohn?“