Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. 89
Traumleben begonnen, nux zuweilen ſchienen ſie fragend auf Margarethens bleichen Zügen zu verweilen, als ſei es verwunderlich, daß no<h immer kein Zeichen rü>fehrender Lebenslraft ſih daxinnen ſpiegele. |
Nein, kein Zeichen rüfehrender Lebenskraft, aber deut= liche Merkmale zunehmender Hinſälligkeit. Weder Lodes= gedanken, no< das Bewußtſein unaufhaltſam ſteigender Schwäche trübten Margarethens Seelenfrieden , ſie fühlte ſich nur müde, immer müder, und, 0, wie ruhte es ſich ſo ſelig in den Armen des geliebten Mannes, an dex Seite ihres Kindes und unter den unermüdli<h wachenden Augen der treueſten Freundin.
Es war fein Geheimniß mehr für Tante Käthe, daß der ewige Abſchied von ihrem Liebling nux no< dur< Stunden aufgehalten wurde, und ihr Herz krampſte ſich darob zuſammen in bitterſtem Weh. Sie trug dieſe nieder= drücende Gewißheit wie eine Centnexlaſt auf der Bruſt. Ach, wie gern hätte die Stiftsdame die geliebte Scheidende noch ‘einmal Hexzinnig in die Arme ſchließen und das ſanfte Antliß mit heißen Schmerzensthränen an ſich drücken mögen, wie gern ihre leßten Wünſche empfangen und das Gelöbniß unwandelbarer Treue dagegen eingetauſcht. Es durfte nicht ſein. Hoch über aller ſelbſtiſchen Empfin= dung ſtand Margarethens ‘ungetrübte Ruhe, und ſo zwang dieſe ſeltene Frau ihrer geängſtigten Seele ein heiteres Antliß ab auch da, wo ſie der Wehmuth zu unterliegen glaubte.
Jhr zuvor ſtrebte Meiſchi>k, die lehten Tage ſeines Weibes dux eine die Grenzen menſc<hli<her Leiſtungs-