Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
90 Der Talisman des Weibes.
fähigkeit ſtreifende Liebe und Sorgfalt zu verſhönen. EL wich keine Stunde von threm Lager. Die Außenwelt, ſo ſchien es, hatte aufgehört für thn zu exiſticren; nur das eine Verlangen beherrſchte ihn, der unerſchöpflichen Liebe Maxgarethens im Leben ſeine unerſchöpfliche Treue im “Sterben entgegenzuſeßen.
So von Allem umgeben, was irdiſche Glüdſeligkeit bedeutet, öffnete ſi für Margarethe in ſtiller Nacht jene dunkle Pforte, an deren Eingang Meiſchik und Tante Käthe machtlos ihre Hände ausſtre>ten, die Sterbende zurüd>zuhalten. Unbarmherzig führte das Verhängniß von Minute zu Minute ſie jenem Uebergange näher, den keine Klage, keine Macht der Verzweiflung, kein Ruf der Liebe abzuwenden vermag.
Dex Knabe ſ<hlief ſüß und feſt, ahnungslos, was ihm entriſſen werden ſollte. Ein ſhmaler Lichtſtreif. ahl ſi< dur< den Wiegenvorhang und zeigte der jungen Mutter noch einmal ſein roſiges, träumendes Antliß. Sie wav zu ſchwach, dem Wunſch Ausdru> zu geben, thn an ihr Herz zu legen, moxgen in der Frühe wollte ſie das Ver= ſäumte mit doppelter Zärtlichkeit nachholen. Tante Käthe ſtand, fiebernde Gluth verhaltener Thränen auf den Wangen, “tief über Margarethens Haupt geneigt und ſtreichelte hin und wieder, ſprachlos vor innerem Schmerz, die feuchte Hand, deren Gegendru> immer weniger fühlbar ward. Zuweilen flog aus ihren brennenden Augen ein wunderſam weicher Strahl hinüber zu Meiſchi>, deſſen Bli>ke unver= wandt auf dem ihm ſo theuer gewordenen Antliß ruhten. Von Zeit zu Zeit beugte er ſih nieder und flüſterte ihren