Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

196 Ein ſpaniſches Liebespaar.

_ Entde>ung machte. Die Kirche ſollte damals reſtaurirt werden und das Geſchenk von tauſend Goldmünzen zur Berwendung kommen, das eine reiche Dame in ihrem Teſtamente der Kirche für einen Altax und Stiftung eines ewigen Lichtes vermacht hatte. Man fand hiefür den Plas, ivo das Denkmal der Liebenden bis dahin geſtanden, am paſſendſten, und faßte den Beſchluß, daſſelbe zu verſeßen, und, falls die Ueberreſte der Liebenden no< vorhanden, dieſe abermals darunter zu beſtatten. : Welch? allgemeines Erſtaunen abex ergriff Alle, die fich zu dieſem feierlichen Akte verſammelt hatten, als die Leichen des berühmten Liebespaares ſich völlig unverſehrt erwieſen! Mit Blißesſchnelle drang die wunderbare Kunde dur< ganz Aragonien, von Nah und Fern ſtrömte man herbei, und dieſer Zudrang beſtimmte den hohen Rath von Teruel, die Liebenden gegen ein feſtgeſeßtes Schaugeld zum Beſten der Stadtarmen einen Monat hindur< öffentlich zu zeigen. Da aber auch nah deſſen Verlauf der Zudrang nicht ab= nehmen wollte, ward der Beſchluß gefaßt, die Liebenden von Teruel fortan in einem Glasſchranfe aufzubewahren, der in einex Abtheilung der Sakriſtei der Kirche fich be= fand, denn der hohe Rath erwog, daß der Anbli> der Uebenden erbauend und belehrend auf Jung und Alt ein= wirken müſſe, und daß vornehmlich die Jugend Aragoniens daran ein erhebendes Beiſpiel von Liebe und Treue nehmen fönne. Infolge dieſes Beſchluſſes zeigte jener Glasſchrank, der das berühmte Liebespaar von Teruel barg, zwei Figuren, ſonderbaren, leben8großen Puppen gleihend in ihrer wunt=