Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Von Ernſt Zedexfall. 209

Hinſicht dieſer Umſtand iſt, wie ein Antliß durch ein geringeres oder erheblicheres Entblößen der Zahnreihen verſchönt oder andererſeits auf's Empfindlichſte verunſtaltet werden fann, lehrt die tägliche Erfahrung.

Aerztliche Beobachter haben den Zähnen eine beſondere ſymboliſche Bedeutung beigelegt, wonach ſtarke und dicht= ſtehende auf ein langes. und thatfräftiges, fleine und getrennt ſtehende auf ein kürzeres und {waches Leben ſchließen laſſen, lange und fehr weiße meiſt auf eine ge= wiſſe Unvollkommenheit der Athmungsorgane und damit auf beſchränktere Lebensdauer, ſ{le{<t entwicelte und zeitig verderbende auf ſtrophulöfe Konſtitution, wenn auh niht eben auf Kürze des Lebens hindeuten ſollen.

Ohne Zweifel iſt das Geſicht des Menſchen um ſo edler, je mehr das Gebiß in den Hintergrund tritt, denn ſtark vorſpringende Kiefer, die meiſt mit übermäßig großer Mundöffnung und ebenſolchem Gebiß im Zuſammenhang ſtehen, verleihen tnmexr den Ausdru> ciner gewiſſen „Bez ſtialität“ wie fie auh den am meiſten menſchenähnlichen Affen noch anhaftet. Ueberhaupt hat das menſ<li<2 Ge= biß etwas ſo Eigenthümliches und in ſeiner Axt von dem aller übrigen Zähne beſißenden Weſen ſo Abweichendes, daß das Beſondere des menſchlichen Antlißes durch nichts mehr ſo charakteriſixt wird, als dur die geringe und doh fo harmoniſche Entwielung der Kiefer, insbeſondeve des Unterkiefers, deſſen vorn zuſammenſtoßende Knochenarme zudem die Grundlage des menſchlichen, allen Thieren fehlen= den Kinnes hilden. i

Die hervorragendſte phyſiognomiſche Bedeutung, auŸ

Bibliothek. Jahrg. 1886. Bd. VIL, T4