Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

230 Alte Poſtgeſchichten.

die Schlächtexzunft unter ſtaatlichem Schuß und gegen hohe Entſchädigung zur Beförderung der Brieffelleiſen verpflichtet wurde, die von den Amtmännern oder Poſtmeiſtern der Stationen zu übergeben waren. Bei Ankunft und Abgang dieſer Mebgerpoſten blies der Fahrkne<ht auf einem Horn, was ſpäter die Poſtillone, die allgemein „Schwager“ ge= rufen wurden, al3 ein beſonderes Recht zugeſprochen be= kamen.

Die exſte Grundlage einer modernen ſtaatlichen Poſt jedoch iſ Englands Verdienſt, wo ſie ſchon ſeit 1300 ihre gemeinnüßige Thätigkeit ausübte.

Im Jahre 1516 erhielt dann Francesco de Taxis ſein Privilegium für eine kaiſerliche Poſt in Deutſchland und den Niederlanden, und nachdem unter vielen Schwierig= feiten und Hinderniſſen dieſem Jnſtitut eine Organiſation gegeben worden war, ertheilte Kaiſer Rudolph im Jahre 1595 das Patent eines Reichs=Generalpoſtmeiſters an die Taxis’ſche Familie, welches ſpäter zu einem erblichen Mannslehen darin erklärt wurde. Dem „hochbefreiten kaiz ſerlichen Regal“ ſollte Niemand ein Hinderniß in den Weg legen, das heißt, alle anderen Poſtboteneinrichtungen follten im deutſchen Reiche und in den Niederlanden aufhören und ihre Rechte an die Taxis’ſche Poſt abtreten. Dazu waren die alten Jnſtitule aber ſehr ſelten geneigt. Sie ſeßten den Taxis’ſchen Anſprüchen häufig offenen Widerſtand ent= gegen, es kam darüber in Belgien zu blutigen Poſtrevo= ſutionen, am Rhein zu langjährigen gegenſeitigen Gewalt= thätigkeiten und in Süddeutſchland blieb man in harlnätiger Oppoſition gegen die Neuerung, trohdem ſich ihre gemein=