Bitef

werner mittenzwei

eine alte fabel, neu erzählte

... Heiner Müller macht aus dem Verhalten des Philoktet eine Haltung gegen den Krieg, die bei Sophokles nicht vorhanden ist, da der Held am Ende auf Ratschluss der Götter dennoch in den Krieg gegen Troja zieht. Die Fabel erhält bei Müller einen grösseren, dem heutigen Zuschauer klarer erkennbaren gesellschaftlichen Bezug. Es ist nicht mehr nur die Standhaftigkeit, durch die Philoktet seine menschliche Grösse beweist. Indem Müller den Konflikt der Titelfigur nicht durch den deus ex machina lösen lässt, sondern durch die daran beteiligten Menschen, wird das Stück aufschlussreicher. Wo alles auf den Kreig ausgerichtet Ist, mus jede menschliche Haltung scheitern. In der Gesellschaft, die Odysseus repräsentiert, treiumphiert die barbarische Maxime: Wer nicht zum Töten bereit ist, wird getötet...

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