Bitef

Art von Erfahrungen. Man muß sie mit aufgeklärtem und wachem Verstand manipulieren. Ich denke, daß persönliche Erfahrung sehr wichtig ist, aber keine Close-Box-Eriahxung, keine narzißtische, sich im Spiegel betrachtende Erfahrung. Ich glaube, daß sie relevant sein sollte, relevant für die größeren Zusammenhänge wie Hiroshima, Dachau zum Beispiel, Dos heißt, die >primitive< emotionale Reaktion muß mit einer intellektuellen Selbstdisziplin einhergehen? Ja, das glaube ich bestimmt. Nachdem ich Literatur studiert habe und versucht war, eine akademische Karriere einzuschlagen, Professorin zu werden, respektiert ein Teil von mir sicherlich jede Art von Disziplin, solange der Mensch durch sie nicht versteinert. Lassen wir die Gedichte mal beiseite. Gibt es Anderes, was Du gern schreiben würdest oder geschrieben hflst? Ich war immer an Prosa interessiert. Als Teenager habe ich viele Kurzgeschichten geschrieben und ich veröffentlichte sie. Ich wollte immer lange Kurzgeschichten schreiben; ich wollte einen Roman schreiben. Jetzt,

wo ich sozusagen ein respektables Alter erreicht und einige Erfahrungen gemacht habe, bin ich sehr viel interessierter an Prosa, an dem Roman. Ich glaube, daß man in einen Roman zum Beispiel Zahnbürsten einbringen kann, all den Krimskrams des täglichen Gebrauchs. Und denke, daß so etwas in Gedichten viel schwieriger ist. Die Lyrik ist eine tyrannische Disziplin, Man muß auf so kleinem Raum so weit, so schnell gehen, daß man alles Nebensächliche wegbrennen muß. Aber ich vermisse es, ich bin eine Frau. Ich habe triviales Zeug gern. Ich finde, in einem Roman kann ich mehr vom Leben unterbringen, Vielleicht nicht so intensives Leben, aber sicherlich mehr. Deshalb habe ich angefangen, mich sehr für das Romanschreiben zu interessieren. Befindest Du Dich oft in Gesellschaft anderer Dichter? Ich ziehe auf jeden Fall Ärzte, Hebammen, Rechtsanwälte vor, alles andere als Schriftsteller. Ich glaube, daß Künstler und Schriftsteller die narzißtischsten Menschen überhaupt sind. Ich sollte das natürlich nicht

sagen. Ich habe viele von ihnen sehr gern. Viele meiner Freunde sind schließlich Künstler und Schriftsteller. Aber ich muß sagen, wen ich am meisten bewundere, ist derjenige, der ein praktisches Gebiet meistert und mir etwas beibringen kann. Die Hebamme unseres Ortes hat mir beigebracht, Bienen zu züchten, aber sie kann sicher nichts von dem verstehen, was ich schreibe, und ich merke, daß ich sie lieber habe als die meisten Dichter. Unter meinen Freunden gibt es welche, die alles über Boote wissen oder über eine bestimmte Sportart oder die Körper aufschneiden und Organe entfernen können. Ich bin fasziniert von dieser Beherrschung des Praktischen. Ich muß sagen, als Dichter lebt man ein bißchen in der Luft, und ich habe jemanden, der mir etwas Praktisches beibringen kann, immer gern. Gibt es etwas, was Du lieber getan hättest, als Gedichte zu schreiben? Es ist natürlich etwas, was einen großen Teil des Lebens beansprucht, wenn man erfolgreich sein will. Bedauerst Du insgeheim, daß Du nicht etwas anderes gemacht hast? Ich denke, wenn ich irgendetwas an-

deres getan hätte, dann wäre ich Arzt geworden. Das ist der krasse Gegensatz zum Schriftsteller, glaube ich. Als ich jung war, waren meine besten Freunde immer Ärzte. Ich ging herum mit einer Gaze-Maske und sah zu, wie Babies geboren und Leichen aufgeschnitten wurden. Dies alles faszinierte mich, aber ich hätte niemals die Disziplin aufgebracht, all die Details zu lernen, die man beherrschen muß, um ein guter Arzt zu werden. Dies ist der Gegensatz, den ich meine - jemand, der sich direkt mit menschlicher Erfahrung beschäftigt, jemand, der in der Lage ist zu kurieren, zu reparieren, zu helfen. Wenn ich irgendeine Sehnsucht habe, dann diese. Aber ich tröste mich damit, daß ich viele Ärzte kenne und es mich vielleicht zufriedener macht, über sie zu schreiben, als selbst einer zu sein. Im Grunde genommen, hat das Schreiben von Gedichten Dir Befriedigung verschafft? Sicherlich, ich glaube, daß ich nicht leben könnte, ohne zu schreiben.. .□

Brife 27. August 1962, Liebe Mutter, .. .ich hoffe, Du bist nicht allzusehr überrascht oder schockiert, wenn ich Dir sage, daß ich versuchen will, eine gesetztliche Trennung von Ted zu erwirken. Ich glaube nicht an Scheidung und würde niemals daran denken, aber ich kann einfach dieses erniedrigte, qualvolle Leben, das ich jetzt lebe, nicht weiterleben, es hat meinem Schreiben ein Ende gesetzt und mir beinahe Schlaf und Gesundheit zerstört.,. ...Ich glaube, ich brauche eine gesetztliche Regelung, damit ich einen gewissen Betrag in der Woche für Lebensmittel und Rechnungen erwarten kann und die Freiheit habe, mir das glückliche, erfreuliche Leben aufzubauen, zu dem ich mich inner-

lieh hingezogen fühle und das ich auch leben würde, wenn er nicht wäre... Für mich steht zuviel auf dem Spiel, und ich bin als Mensch zu reich, um als Märtyrer zu leben... Ich will einen sauberen Bruch, damit ich wieder atmen und lachen und mich freuen kann. Es wäre mir übrigens lieb, wenn Du keinem Menschen etwas davon erzählen würdest, außer vielleicht Margaret und Warren - besser vielleicht nicht einmal ihnen. Es ist eine private Sache, und ich möchte nicht, daß irgendwelche wildfremden Leute etwas davon erfahren. Behalt es also für Dich. Sag Dotty, sie soll mir auch weiterhin schreiben; sie bedeutet mir unendlich viel. Ich habe Euch alle sehr, sehr lieb und brauche nichts und habe keinen anderen Wunsch, als hier in dieser freundlichen Stadt und in meinem Heim bei meinen lieben Kindern zu bleiben. Ich lasse mir gerade einen Kostenvoranschlag für die Renovierung des Häuschens machen, damit ich eines Tages dort ein Kindermädchen unterbringen und ein freieres Leben führen kann.

Alles Liebe Siwy □

Redosled scena u predstavi Sylvia Plath Poslednji dani pred Sylvijinu smrt 1. Svakodnevica: Majka, domačica i pesnikinja 2. Vizija tlačitelja 3. Pogled unazad: otac 4. Žudnja za smrču 5. Pogled unazad: stvaranje uspešne devojke sa koledža 6. Pokušaj samoubistva 7. Dve mogu čnosti 8. Vizija: čežnja za porodičnom harmonijem detinjstva 9. Na lečenju 10. Neusaglašavanje mogučnosti 11. Pogled unazad: Poseta porodice na klinici 12. Pogled unazad: Samoubistvo prijateljice 13. Vizija: muškarci 14. Početak novog identiteta 15. Suprug 16. Novi dom 17. Vizija: pojava porodice 18. Majka, supruga, domačica i pesnikinja 19. Hvatanje za idealne životne cilj eve 20. Druga žena 21. Rastanak - nova životná situacija 22. Odluka 23. Pesrna Daddy - Tatica (Originalan snimak glasa Sylvije Plath) □

Johan Kresnik Johan Kresnik roden je 1939. godine u Blajburgu (Pliberku) u Koruškoj, u porodici rudara. Učeči za alatničara, Kresnik je radio i kao statista na Udruženim pozomicama u Gracu i počeo da uči glumu i balet. Godine

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