Bitef
SCHAUBÜHNE AM LEHNINER PLATZ NORA Um ihrem überarbeiteten Mann den lebensrettenden Urlaub im Süden zu ermöglichen, nimmt Nora heimlich ein Darlehen auf und fälscht dafür die Unterschrift ihres Vaters. Sie ist stolz auf dieses Geheimnis, und die Aufgabe, das Darlehen zurückzuzahlen, steigert ihr Selbstbewusstsein als Frau in einer männlich bestimmten Gesellschaft. Doch als der betrug auffliegt, stellt ihr Mann sich gegen sie. Das heimelig eingerichtete Leben gerät ins Wanken, und Nora steht vor der Wahl, die Enge des Puppenheims weiterhin zu ertragen oder Mann und Kinder zu verlassen. Als Ein Puppenheim 1879. in Kopenhagen uraufgeführt wurde, löste es weitreichende gesellschaftliche Irritation aus. Die erste Auflage des Stückes war innerhalb von zwei Wochen ausverkauft, und schon innerhalb der nächsten drei Monate folgten zwei weitere Auflagen. Das Stück, und vor allem die als revolutionär empfundene Schluss-Szene, wurden hitzig diskutiert, so hitzig, dass man sich bei Empfängen genötigt sah, über den Haustüren den Hinweis anzubringen: "Hier darf über Ein Puppenheim nicht gesprochen werden." Zahlreiche Autoren verfassten Fortsetzungen und Alternativen zum brisanten Finale, der gesellschaftliche Sprengstoff sollte entschärft werden. Für die deutsche Buch-ausgabe entwarf Ibsen ein abgemildertes Ende, vor allem, um, wie er sagt, “die barbarische Gewalttat selbst zu verüben" und das Feld nicht anderen, weniger begabten, Bearbeitern zu überlassen. Auf den Bühnen aber setzte sich schon bald der originale Stückschluss durch. Ein Puppenheim wurde in der Folgezeit international mit großem Erfolg gespielt und begründete Ibsens Weltruhm. Thomas Ostermeier begibt sich in seiner Inszenierung auf die Suche nach der heutigen Nora - gekleidet in Prada und wohnhaft im aparten Mitte-Loft. Ist sie in denselben Strukturen gefangen wie ihr Pendant im Bürgertum des 19. Jahrhunderts? Die Inszenierung stellt die Frage nach Parallelen zwischen unseren Lebensentwürfen und denen des vorletzten Jahrhunderts. Was hat sich durch die Frauenbewegung verändert? Hat sich etwas verändert? Wie sind wir in unseren privaten Glücksvorstellungen? Für die Übertragung des Ibsen-Klassikers in die Gegenwart wurde das Stück vom Fosse-Übersetzer Hinrich SchmidtHenkel neu aus dem Norwegischen übersetzt. PERSONEN LARS EIDINGER (MUSIK, DOKTOR RANK) Jahrgang 1976. Schauspielausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Gast am Deutschen Theater Berlin, u.a. in Penthesilea und Zurüstung für die Unsterblichkeit«. Lars Eidinger ist seit 1999 fest im Ensemble der Schaubühne. Er spielte u.a. in Push Up 1-3, Herr Kolpert, Die Unbekannte aus der Seine, Macbeth und Goldene Zeiten. Außerdem arbeitet Lars Eidinger als Musiker und veranstaltet die photon_flux-lounge im nachtcafe der Schaubühne. Er hat 1998 auf dem Sublabel Studio 54, des Berliner Labels !K7 eine 10" mit dem Titel I'll break ya legg veröffentlicht. Zudem erschienen auf der Compilation Fragments, des Berliner Labels no.nine recordings zwei Stücke von ihm. 1999 produzierte er die Musik zu dem auf arte ausgestrahlten Dokumentarfilm Die Mörder des Herrn Müller von Ernst-August Zurborn. Mit Nora macht er zum ersten Mal die Musik für eine Theaterinszenierung.
ALMUT EPPINGER (KOSTÜME) Jahrgang 1966. Kostüm-Assistenz an der Staatsoper Hamburg, den Kammerspielen Hamburg und für Robert Wilson am Thalia Theater. Eigene Arbeiten als Kostümbildnerin bei Off-Produktionen. 1992-96 Bühnen- und Kostümbildstudium an der Akademie der Künste Stuttgart (Prof. Jürgen Rose). 1995 Kostüm-Mitarbeit bei der Wooster-Group, New York. Ende 1996 Assitenz bei Jürgen Rose, danach freie Kostümbildnerin u.a. beim Westlichen Stadthirschen Berlin, der Baracke am Deutschen Theater Berlin (Nikolai Alexejewitsch) und am Schauspielhaus in Hamburg ( Feuergesicht ). Seit 1999 feste Kostümbildnerin an der Schaubühne. Hier entwart sie die Kostüme zu Der Name, Feuergesicht, Das ist ein Stuhl, Dantons Tod, Supermarket und Goldene Zeiten. JÖRG HARTMANN (RECHTSANWALTHELMER) Jahrgang 1969. Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart. 1994-96 Stadttheater Meiningen. 1996-99 Nationaltheater Mannheim. Seit 1999 fest im Ensemble der Schaubühne am Lehniner Platz. Zu sehen war er u.a. in Port Authority (Regie: Barbara Frey). Er spielt in Supermarket von Biljana Srbljanovic (Regie: Thomas Ostermeier), Seriously, eine Tanzproduktion von Luc Dunberry, und in Macbeth von William Shakespeare (Regie: Christina Paulhofer).