Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Gorilla: Kennzeichnung. 59
würde ſeiner Kürze halber zurü>treten, wäre niht der ganze Unterteil des Geſichtes vorgeſchoben. Das ziemlih weit nah hinten, in gleicher Höhe mit den Augen gelegene Dhr iſt verhältnismäßig kleiner als das des Schimpanſen, jedoch vergleichsweiſe größer als das des Menſchen, dieſem ähnlicher als das irgend eines anderen Affen, Leiſte wie Gegenleiſte, Ede wie Gegene>e wohl entwi>elt und ſelbſt ein zwar kleines, aber entſchieden hängendes Läppchen vorhanden. Der kurze Hals bildet hinten wegen der langen, mit mächtigen Muskeln überde>ten Wirbelfortſäße mit Hinterkopf und Nücken eine gerade Linie, trennt ſih daher nur ſeitlih und vorn vom Rumpfe ab, ſo daß der Kopf unmittelbar auf leßterem zu ſißen ſcheint. Der Rumpf ſelbſt fällt ebenſowohl durch ſeine außerordentliche Stärke wie ſeine, im Vergleiche zu dem des Menſchen, unverhältnismäßige Länge auf; der mächtige Bruſtkaſten iſt ungemein geräumig, die Schulterbreite faſt unmäßig, der Nüken ſanft gebogen, ohne daß die Schulterblätter hervortreten, der Bauch allſeitig gewölbt. Die Glieder unterſcheiden ſi weſentlich von denen des Menſchen durch die gleihmäßige Stärke ihrer einzelnen Teile, indem dem Oberarme die Anſchwellung, dem Schienbeine die Wade gänzlich fehlt. Verhältnismäßig iſt der Oberarm länger, der ganze Arm aber kürzer als bei anderen Menſchenaffen, unter Berückſihtigung der Rumpflänge vergleihsweiſe niht viel länger als beim Menſchen, obgleih dies, der verhältnismäßig kurzen Beine halber, den Anſchein hat. Der Unterarm geht ohne erhebliche Verſchmächtigung in die ebenſo kurze wie breite und dide, wegen ihres langen Tellers ausgezeihnete Hand über, deren drei überaus die und kräftige, gleihſam geſchwollene Mittelfinger bis zu dem dritten Gliede durch eine Bindehaut vereinigt ſind, alſo höchſtens zwei Glieder frei bewegen fönnen, und Nägel tragen, welche zwar denen der Menſchenhand an Größe gleichkommen, im Verhält: niſſe zu den Fingern aber klein erſcheinen; der Daumen iſt wie bei allen Menſchenaffen ſchwach und kurz, kaum halb ſo lang als jeder andere Finger. Mit denen der Verwandten verglichen, erſcheinen der Oberſchenkel ſtark, der Unterſchenkel dagegen ebenſo furz als ſ{<wach, der Fuß kurz und unförmlihh breit, die an ihrer Spißve verbreiterte, ſehr bewegliche Daumenzehe, welche unter einem Winkel von 60 Graden zu den anderen ſteht, verhältnismäßig ſtark und lang, die übrigen Zehen, unter denen die dritte die längſte, die lebte ſehr verkürzt iſt, und deren zweite bis vierte unter ſih ebenfalls größtenteils dur<h Haut verbunden ſind, jener gegenüber kurz und ſhwah. Das am Nacken, Schultern, Hüften leicht gewellte, ſonſt ſtraffe, aber ziemlih lange und zottige Haar läßt das Vordergeſicht, nah oben bis zu den Augenbrauen, ſeitlih bis zur Mitte der Jochbogen, nah unten hin bis zum Kinne, das Ohr, die Hand und den Fuß ſeitlih und, ſoweit Finger und Zehen niht vereinigt ſind, auh unten gänzlich frei. Dagegen bekleidet es ziemlich regelmäßig den übrigen Leib, Oberkopf, Nacen, Schultern, Oberarme ſowie Ober: und Unterſchenkel, wo es manchmal 10 em und darüber lang wird, am dichteſten, Bruſt und Bauch am ſpärlichſten, iſt bei alten Tieren aber au< auf Mittel: und Unterrü>en gewöhnlich abgerieben und hat, mit Ausnahme des Unterarmes, ſeinen Strih von vorn und oben nah hinten und unten, am Unterarme dagegen von unten nah oben. Alle na>ten Teile haben graulich ſchieferſhwarxze, die mit Haaren bekleideten Hautteile dunkel lederbraune, die Haare dagegen verſchiedene, ſ<hwer zu beſchreibende Färbung. Ein düſteres Dunkelgrau, hervorgebracht dur< wenige rötliche und viele graue Haare, herrſcht vor; die Miſchung beider Farben wird gleihmäßiger auf Oberkopf und Na>en, weshalb dieſe Teile deutlich graurot, ſogar fuchſig ausſehen; auf dem Rücken kommt mehr das Grau, an den inneren Schenkelſeiten das Braun zur Geltung. Einige ſ{<mußigweiße Haare finden ſih am Geſäße. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſi niht, außer dur<h Größe und Kopfbildung, alte und junge nicht weſentlich, nux beſit der junge Gorilla die allen unentwi>elten Tieren eigenen unproportionierten Formen.