Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
7A Erſte Oxdnung: Affen; erſte Familie: Shmalnaſen (Menſchenaffen).
grunzendem Tone gibt ex ſeiner Freude hierüber Ausdru>. Dem Zuſammenleben mit dem Wärter entſprechend, hält ex ſeine Mahlzeiten wie dieſer. Zum Frühſtü>e erhält er ein Paar Wiener, Frankfurter oder Jauerſche Würſte oder ein mit Hamburger Nauchfleiſch, Berliner Kuhkäſe oder ſonſtwie belegtes Butterbrot. Dazu trinkt er am liebſten ſeine kühle Weiße; höchſt originell ſieht ér aus, wenn er das umfangreiche Glas mit ſeinen kurzen, dien Fingern anfaßt, das ihm entfallen würde, wenn er niht einen Fuß zu Hilfe nähme. Dbſt ißt er gern und viel, von Kirſchen ſondert er ſorgfältig die Kerne. Um 1 Uhr bringt die Frau des Wärters ihm ſein Eſſen. Solange er während des heißen Sommers in meiner Wohnung lebte, erwartete er ſehnſuchtsvoll dieſe Stunde. Er ließ es ſih niht nehmen, die Korridorthür ſelbſt zu öffnen, wenn es klingelte. Erſcheint die Frau, fo unterſucht er die Speiſen und naſ<ht gern von dem, was ihm am beſten ſhme>t. Eine Ohrfeige iſt die gewöhnliche Folge ſeiner Naſchhaſtigkeit, und artig erwartet er dann, nicht einen Blick von den Speiſen wendend, den Beginn der Mahlzeit. Zuerſt eine Taſſe Bouillon. Fm Nu iſt dieſe bis auf die Nagelprobe geleert. Dann gibt es Neis oder Gemüſe, vornehmlich Kartoffeln, Mohrrüben oder Kohlrabi mit Fleiſch gekocht. Die Frau hält darauf, daß er ſich anſtändig benimmt, und er gebraucht in der That den Löffel ſhon mit Geſchi. Sobald er ſi< aber unbeobachtet glaubt, fährt er mit dem Munde in die Schüſſel. Zum Schluſſe iſt ihm ein Stück eines gebratenen Huhnes am willklommenſten. Er iſt kein Koſtverächter, was der Wärter ißt, iſ au< ſeine Speiſe, und an Menge gibt er dieſem niht viel nach. Zſt das Eſſen vorüber, ſo will ex ſeine Ruhe haben. Ein ein- bis anderthalbſtündiger Schlaf macht ihn wieder aufgelegt zu neuem Spiele. Nachmittags erhält er Obſt, abends Milch oder Thee und Butterbrot. Um 9 Uhr geht er zur Nuhe. Er liegt auf einer Matratze in eine wollene Deke eingehüllt. Der Wärter bleibt bei ihm ſien, bis er eingeſchlafen iſt, was bei ſeinem großen Bedürfniſſe nah Schlaf nicht allzu lange dauert. Lieber ſ<läft er mit dem Wärter in einem Bette, wobei er ihn umfaßt und den Kopf auf eine Stelle ſeines Körpers legt. Er ſchläft feſt die ganze Nacht hindurch und pflegt vor 8 Uhr nicht zu erwachen.
„Auf dieſe Weiſe hat der Gorilla gleihmäßig gelebt und ſich ſo wohl dabei befunden, daß ſein Gewicht ſih von 831 auf 37 Pfund vermehrt hat. Da plößlich, vor etwa 14 Tagen, erkrankte er an einer Luftröhrenentzündung, mit der ein ſtarkes Fieber verbunden war. Der ſonſt ſo muntere Affe lag teilnahmlos im Bette, huſtete und röchelte, daß es ein Fammer war. Dabei verhielt er ſi höchſt unliebenswürdig, ſo daß er biß, wenn man ihn berührte. Faſt 8 Tage dauerte dieſer beſorgniserregende Zuſtand; außer Thee und Waſſer nahm er ni<hts zu ſich. Mehrere Ärzte verſammelten ſich täglich mehrmals an ſeinem Bette, darunter ſein treuer Pfleger aus Afrika; er wurde mit Chinin behandelt und mußte Emſer Kränchen trinken. Nachdem er das Vitter des Chinins das erſte Mal gekoſtet, zog er ſpäter bei jedesmaliger Annäherung des Theelöffels die Dede über den Kopf. Jn ſeinem großen Kranfenzimmer wurde ſtets eine gleihmäßige, mit Waſſerdunſt geſ<hwängerte Temperatur von 19 Grad erhalten. Ex erholte ſi< ſ{<nell, und als ih ihn am Sonntag verließ, aß er wieder, zeigte die Zunge und klatſchte in die Hände, untrügliche Zeichen ſeines Wohlbefindens. Vor wenigen Minuten no< brate mir Profeſſor Virchow die Nachricht, daß der Gorilla geſtern auf ihn den Eindru> gemacht, als ſei er ganz wieder der alte. Die Teilnahme des Publikums für den Patienten war groß, mehr als hundert Anfragen nach ſeinem Befinden erfolgten täglih. Jn kürzeſter Zeit hat er es verſtanden, der allgemeine Liebling zu werden, und unſtreitig iſt Mpungu einer der populärſten Bewohner der deutſchen Neichshauptſtadt.
„Es iſt ihm ein eigener Gla8palaſt, der mit einem kleinen Palmenhauſe in Verbindung ſteht, erbaut worden. Dieſer ſoll ihm die feuchte Atmoſphäre ſeiner tropiſchen Heimat erſegen. So darf ih bei ſeiner ſonſt kräftigen Natur wohl hoffen, den Gorilla als höchſte