Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
NXTV Vorwort zur zweiten Auflage.
einer allgemeinen Tierkunde erhalten, und da dieſe Allgemeinheit nun einmal angebahnt, beſhloß ih, den urſprünglichen Plan ſo zu erweitern, wie er jebt in der Ausführung vorliegt.
Älteren Beobachtern habe ih ihr Erſtlingsreht ſtets gewahrt, wenn ih fand daß die Beobachtungen richtig oder mindeſtens wahrſcheinlich; ich habe dies auh dann gethan, wenn ih die betreffenden Tiere ſelbſt beobachtet hatte, und ebenſo haben die Künſtler es angegeben, ob fie das lebende Tier gezeichnet, oder nur eine gute Abbildung benußt. Wo ich konnte, bin ih an die Quelle gegangen, und nur bei unweſentlichen Angaben, beiſpielsweiſe bei der Wiedergabe altklaſſiſcher Stellen habe ih das unterlaſſen: ih hatte Wichtigeres zu thun, als in altem Wuſte zu wühlen. Wenn alſo hinſichtlich ſol<her Angaben Fehler bemerkt werden, mag Oken ſie verantworten.
Vorwort zur zweiten Auflage.
Ein Buh wie das „Tierleben“, welches eine übereinſtimmend günſtige Beurteilung erfahren und eine allgemeine Verbreitung gefunden hat, von allen Lehrern mit Freude und Dank begrüßt von allen Lernenden mit Vergnügen und Nuzen geleſen, auh in die Sprachen faſt aller gebildeten Völker übertragen worden iſt, legt ſeinen Verfaſſern die zwingende Verpflichtung auf, jede neu erſcheinende Auflage der ſorgfältigſten Umarbeitung zu unterziehen. Dieſer Verpflichtung, ohne irgend welche Rückſicht auf den Jnhalt dex erſten Auflage, nahzukommen, habe ih mi< na< beſten Kräften beſtrebt; ſie iſt ebenſo von meinen Herren Mitarbeitern bedingungslos anerkannt und erfüllt worden; ſämtliche mitwirkenden Künſtler haben dieſelben Grundſätze befolgt; die Verlagshandlung hat allen Wünſchen Nechnung getragen, überhaupt feine Opfer geſcheut, um die geſtellte Aufgabe zu ermöglichen; viele Freunde des Werkes endlih haben es ſih angelegen ſein laſſen, dasſelbe dur wertvolle Beiträge zu fördern. Das „Tierleben“ erſcheint, dank ſolchem Zuſammenwirken, in durchaus veränderter Geſtalt, berichtigt, verbeſſert, bereichert und vervollſtändigt nach allen Richtungen hin: ein neues Buch unter altem Titel. Sein Gepräge aber haben wix niht verwiſchen, ſeine Eigenſchaſt als volkstümliches Werk ihm niht rauben wollen.
Nach wie vor ſoll das Tierleben“ beſtimmt ſein, in gebildetèn Familien ſi< einzubürgern und zu einem Hausſchaze im beſten Sinne des Wortes zu werden. Für ſtreng wiſſenſchaſtliche Kreiſe iſ es niht geſchrieben, für unreife Kinder ebenſowenig; gleihwohl dürften jene auh in dem volkstümlichen Buche manches Beachtenswerte finden und werden dieſe, dur< Vermittelung Erwachſener, ſeinen Inhalt ſih erſchließen können.
Von dieſen und den früher erörterten Geſichtspunkten aus wolle man auch die neue Auflage betraten. Das „Tierleben“ hat, meiner Anſicht nach, ſelbſt eine ſtrengere Beurteilung niht zu fürhten. Wer in ihm ſu<ht, was er nah Titel und Anlage zu finden berechtigt iſt, wird ſich niht getäuſcht ſehen; wer ſih des Titels ſtets erinnert, das niht ſuchen, was er niht finden kann. Mängel und Frrtümer haften erklärlicherweiſe wohl auch dieſer Auflage an; fie hervorzuheben und zu berichtigen damit ſie ſpäter vermieden werden können, möge die dankenswerte Aufgabe des Leſers ſein. Eine ſachgemäße und wohlwollende Beurteilung wird mi ſtets zu warmem Danke verpflichten, eine von Mißgunſt oder vom Parteiſtandpunkte beeinflußte, böswillige Bemängelung auch fernerhin unnahbar finden.
Berlin, am 6. März 1876. A. E. Brehm.