Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Vorwort zur dritten Auflage.
Auf den Wunſch des Bibliographiſchen Jnſtituts, „Brehms Tierleben“ in dritter Auf: lage dur(zuarbeiten und herauszugeben, bin ih um ſo freudiger eingegangen, als auch ih dem Werke nicht geringe Anregung und Belehrung zu verdanken habe.
Die glü>liche Anlage und Geſamtauffaſſung treu zu wahren und bei der Bearbeitung die Rückſicht und Sorgfalt zu bekunden, welche dem Verfaſſer wie dem eigenartigen und ſo erfolgreichen Buche gebührt, erſchien mir als erſte Pflicht. Dieſe zu erfüllen habe ih mi<h bemüht, auch dort, wo durchgreifende Änderungen geboten waren.
Der Aufſhwung der Erdkunde, hervorgerufen durch zahlreihe Expeditionen nah fremden Ländern und genährt dur die ſteigende Teilnahme an kolonialen Beſtrebungen, hat auh die Kunde des Tierlebens weſentli gefördert und zwar nicht zum wenigſten infolge von Brehms anreizendem Wirken. Die Bewohner ferner Gebiete werden jeßt vielſeitiger und ſchärfer beobachtet umſihhtiger und ſ{hlihter geſchildert als in früherer Zeit. Denn wer mit dem Tierleben mannigfaltig gearteter Länder vertraut geworden iſt, hat niht bloß eigene Erfahrungen zu verzeichnen, er hat auh, und dies iſt wichtiger, an Unterſcheidungskraft gewonnen, um die Tragweite der eigenen wie der Erfahrungen anderer abzuwägen und danach ſein Urteil zu bemeſſen.
So hat ſi, wie in der Anſchauung über fremdartige Verhältniſſe überhaupt, auch ein Wandel in der Auffaſſung vom Weſen vieler Tiere, zumal der Schre>geſtalten der Wildnis, verhältnismäßig raſch vollzogen, und dieſer Wandel der Auffaſſung mußte in der neuen Auflage des vorliegenden Buches zum Ausdru> kommen. Ältere und einſeitige Berichte habe ih dur neue und umfaſſendere ergänzt, vielfah auch erſeßt und Lebensſchilderungen von Tieren, welche in die frühere Auflage no<h niht aufgenommen werden konnten, eingefügt. Dabei habe ih mich befleißigt, ſtets im Sinne Brehms zu arbeiten, der auch als Meiſter des Wortes anerkannt iſt. Um ſeines Werkes eigenartiges Gepräge und feſſelnden perſönlichen Charakter möglichſt zu erhalten, trete ih nirgends mit meinem eigenen Jh hervor: wo es galt, meine Beobachtungen einzureihen gab ich ſie, wie die jedes anderen Ge: währsmannes „ als fremde Anführung wieder, wie es Brehm früher ſchon ſelbſt gethan hat.
Nur in einer Hinſicht habe ih dem abgeſchiedenen Gelehrten gewiſſermaßen Gewalt angethan und das Wort gekürzt: ih habe alle die polemiſchen Stellen geſtrihen, die wohl niemand ergößen konnten, viele dagegen abſtoßen und verlegen mußten. Das Abgeſtrihhene hatte ohnehin ni<hts zu ſchaffen mit einer Darſtellung des Lebens der Tiere, die doh beſtimmt iſt, einen jeden, welcher Geſinnung und welches Glaubens er immer ſei, anzuregen, zu erfreuen, zu belehren.