Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Alfred Edmund Brehm. NNI
genauer Volkskenntnis begründeten, wenn auch für den einfachen Pfarrersfohn ziemlich an\ſpru<hsvollen Auftreten verdankte er große Annehmlichkeiten, da viel darauf ankommt, auf dieſe jahrtauſendelang geknehteten und an Unterwerfung unter jedes machtvolle Auſtreten gewöhnten Völker zunächſt dur< den Schein Eindru>k zu machen.
Während der Baron von Müller in den wiſſenſchaftlihen Zeitſchriften Deutſchlands großartige Ankündigungen über das beabſichtigte Vordringen ſeiner „dritten Expedition“ bis zum Herzen des ſhwarzen Weltteiles verbreitete und die öſterreichiſhe Negierung dafür zu gewinnen ſuchte, wartete Brehm in Kairo ſehnſüchtig auf die verheißenen Geldſendungen zur Ausrüſtung derſelben. Der erſtere hatte ſih einen Koſtenanſchlag für eine auf dem Weißen Nil bis zu den Bari-Negern unter dem 4. Grad nördlicher Breite ausgedehnte Expedition ausgebeten, denn dort ſollten die Reiſenden dauernden Aufenthalt nehmen, Anpflanzungen madchen, die Sprache erlernen und das Vertrauen der Eingeborenen gewinnen, um ihn (den Baron Müller) daſelbſt zu erwarten. Brehm berechnete die Koſten einer ſolchen Expedition für zwei Europäer mit Dienerſchaft, einſhließlih der Ausrüſtung mit einer Nilbarke und anderen Gegenſtänden, für die Dauer von 18 Monaten auf 84,000 Piaſter (ca. 5600 Thaler). Am 24. November traf Brehms Bruder Oskar mit dem Dr. med. Richard Vierthaler aus Köthen, der ſich der Expedition auf eigene Koſten anſchließen wollte, ein, brachte aber vom Baron von Müller ſtatt der beanſpruchten 84,000 nux 30,000 Piaſter mit, eine Summe, die bereits dur die Ausrüſtung und Anſchaffung der Lebensmittel nahezu aufgebraucht war, ſo daß Brehm als Führer der Expedition (da Baron von Wrede unter dieſen Verhältniſſen vorgezogen hatte, zurückzutreten) es nicht hätte verantworten können, ſeine Gefährten mit den wenigen hundert Thalern, die noh übrig waren, in ſo weite Fernen zu führen. Endlich, nachdem der Baron no<h 500 Thaler geſendet und feſt verſprochen hatte, zum 1. Juli mit weiteren Mitteln in Chartum einzutreffen, konnte die neue Reiſe am 24, Februar 1850 angetreten werden. Alle Teilnehmer waren froheſter Hoffnung, und keiner ahnte, daß von der geſamten Expedition nur der Führer die Heimat wiederſehen würde.
Die Reiſe, zu der außer dem türkiſhen Fnvaliden Ali no< zwei deutſche Bediente, Karl Shmidt und Auguſt Tiſchendorf, ſowie mehrere Nubier geworben waren, ließ ſich denn auh anfangs glü>li< an. Neben der höheren Jagd wurde diesmal auch die niedere Zagd auf Käfer und andere Jnſekten (von Brehms Bruder) eifrig betrieben, namentlich als die Reiſenden von Wadi Halfa ab ihren Weg auf Kamelen nah Neu-Dongola fortſebten, woſelbſſtt ſie am 26. April eintrafen, und ſo war alle Ausficht vorhanden, daß die Ausbeute diesmal noch erheblich über die der erſten Reiſe hinausgehen würde. Allein bereits in Dongola, woſelbſt man für mehrere Tage Aufenthalt genommen hatte, wurden dieſe Hoffnungen dur einen überaus harten Scifſalsſ<lag grauſam vereitelt. Bei einem gemeinſamen Bade der Brüder im Nil ertrank Osfkar Brehm am 8. Mai 1850 und mußte in der Wüſte bei Dongola beſtattet werden. „Sein Tod“, ſchrieb Brehm einige Jahre ſpäter, „war der härteſte Schhi>ſalsſhlag, der mich je betroffen hat.“ Die aufrichtige Teilnahme von fünf Religionsparteien, welche dem Fremdlinge aus Deutſchland die lebte Ehre erwieſen, mochte einige Linderung gewähren; der Gouverneur dex Provinz kam perſönlih, um Brehw zu tröſten, und ſandte von dem Baue einer Moſchee Steine, um das Grab zuzuwölben. Mit