Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
632 Vierte Ordnung: Naubtiere; dritte Familie: Marder.
bedient: er rudert niht abwechſelnd wie der Jltis, ſondern er ſchnellt ſih ſtoßweiſe fort und zwar mit überraſchender Geſchwindigkeit. Es gelingt ſelten, ihn im Waſſer zu ſchießen, da ex lange unter der Oberfläche bleibt und ſtets an einer entfernten Stelle wieder zum Vorſchein kommt. Vor dem Hunde iſt ex im Waſſer, ſelbſt im beſchränkten Raume, ſicher. Die Spur ſowohl als die einzelne Fährte iſt der des Jltis ſo ähnlich, daß ſelbſt der geübte Jäger leicht getäuſcht wird, da ſich bei gewöhnlicher Gangart die kurze Schwimmhaut niht im Boden abdrü>t. Man hat ſie im Winter da zu ſuchen, wo ſich das Waſſer lange offen zu halten pflegt, in Gräben, welche ein ſtarkes Gefälle haben, in Waſſerbächen, über Quellen, wo man zu derſelben Zeit den Jltis ebenfalls antrifft, welcher bekanntlich auch unter dem Eiſe eifrig nah Fröſchen fiſcht. Hier an den Ausſtiegen eben unter dem Waſſer iſt es, wo man hin und wieder den Menk, von Shlamm faſt unkenntlich, auf dem Eiſe ſigen ſieht.“
Später berihtet Claudius in den „Forſtlichen Blättern“ weiteres über das Tier. „Zu den Standorten“, bemerkt er, „welche, ſolange die örtlichen Verhältniſſe ſi< niht ändern, noh einige Ausficht auf Erhaltung dieſer Tierart zu gewähren ſcheinen, gehört der etwa 2 Meilen lange Abfluß des Nagzeburger Sees in die Trave bei Lübeck, die Wagenit genannt, ein faſt dur<hgängig von flachen Ufern begrenzter Waſſerlauf, in welchem von einer Strömung kaum die Rede ſein kann. Die Ufer ſind auf große Stre>en hin gänzlich verſumpft und mit Schilf und Erlenſtö>en beſtanden. Daß der Nerz hier vorkommt, erfuhr ih dur einen meiner Forſtarbeiter. Die gefangenen Fiſche werden hier niht in geſchloſſenen Behältern, fondern in offenen Weidenkörben am Ufer kleiner, zum Teil künſtlih angelegter Inſelchen in der Nähe der Wohnungen aufbewahrt; eine ſo leicht zu erlangende Beute ver\{<hmäht der Nerz natürlich niht, und wenn man ihm au<h wohl den einen oder anderen Fiſh gönnen möchte, kann man ihm doh den Schaden niht verzeihen, welchen er dadur< verurſacht, daß er lieber die oft daumendi>en Weidenruten dur<ſ<hneidet, als über den Rand des offenen Korbes klettert, wie der Fltis in ſolchen Fällen unbedenklich thut. Wahrnehmung dieſer Eigenheiten des Tieres führt in der Regel zu ſeinem Verderben, obgleih die Fanganſtalten, welche die Fiſcher treffen, mit einer Sorgloſigkeit zugerichtel werden, daß ſie bei mir ein Lächeln erregt haben würden, hätte ih mi<h niht mehrfa<h von ihrem guten Erfolge zu überzeugen Gelegenheit gehabt. Man ſtreut nämlich auf dieſen ſogenannten Werdern am liebſten beim erſten ſtarken Froſte, wenn der Nerz anfängt Not zu leiden, einige Fiſche aus, legt ein paar gute Ratteneiſen, verblendet ſie notdürftig und befeſtigt ſie wie die für den Dtter gelegten, ſo daß der Fang mit dem Eiſen das Waſſer erreichen kann; auf die Ausſtiege nimmt man keine Rückſicht, nicht einmal auf die Fährte: die Bequemlichkeit des Fängers allein ſcheint maßgebend zu ſein. Daß der Räuber deſſenungeachtet in ‘den meiſten Fällen bald gefangen wird, ſpricht wenig für ſeine Vorſicht, ſo menſchenſcheu er ſonſt iſt.“
Es vergingen Jahre, bevor Claudius und dur ihn ih zu dem gewünſchten Ziele gelangten, einen lebenden Nerz zu erhalten. Erſt im Anfange des Jahres 1868 konnte mir mein eifriger Freund mitteilen, daß ein Weibchen gefangen und ihm überbracht worden ſei, bei Mil<h und friſcher Fleiſchkoſt ſich auh ſehr wohl befinde, und daß ſein Pfleger wegen der ruhigen Gemütsart des Gefangenen die Hoffnung habe, den dur das Eiſen veruxſahten Schaden bald ausgeheilt zu ſehen. „Der Nerz iſt“, ſchreibt mir Claudius, „bei weitem gutartiger als ſeine Gattungsverwandten und zürnt nur, wenn er geradezu gereizt wird ; außerdem zieht er es vox, mih niht zu beachten, läßt ſi<h wohl auh mit einem Stöckchen den Balg ſtreichen, ohne darüber böſe zu werden. Den ganzen Tag über liegt er auf der einen Seite des Käfigs zuſammengerollt auf ſeinem Heulager, während er auf der anderen Seite regelmäßig ſih löſt und näßt; nachts ſpaziert er in ſeiner ziemlih geräumigen Wohnung umher, hat ſi<h au< verſchiedene Male gewaltſam daraus entfernt. Aber nur das