Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Hyrave. Griſon. 643
wie im Freien zu ſtande. Sie ſ{läft dann bloß während der Mitternacht und in den Mitktagsſtunden und jagt vom frühen Morgen bis zum Abend den jungen Mäuſen und Natten nach, von denen ſie beſſer als eine Kaße das Haus zu reinigen verſteht.
Bloß die wilden Jndianer, für deren Gaumen keine Art von Fleiſch zu ſchlecht zu ſein ſcheint, eſſen den Maikong; die Curopäer finden ſein Fleiſh abſcheulih. Fene benußen auh ſein Fell, um kleine Sä>e daraus zu verfertigen oder um es in Riemen zu zerſchneiden, welche fie dann als Zierat gebrauchen; gleihwohl jagen ſie das Tier nicht beſonders häufig. Wenn ſich die Hyrare verfolgt ſieht, verſte>t ſie ſich, falls ſie Gelegenheit dazu findet, in einem Erdloche oder in einem hohlen Stamme oder klettert auf einen hohen Baum und ſeßt ihre Flucht durch die benahbarten Wipfel fort, um nach einiger Entfernung wieder den Boden zu gewinnen. Fehlt ihr aber ein ſolcher Zufluchtsort, ſo erreichen die Hunde ſie ſehr bald, da ſie kein S<hnellläufer iſt, und überwältigen ſie nah einer kurzen Gegenwehr.
Der Griſon (Galictis vittata, Viverra, Mustela, Lutra und Grisonia vittata, Gulo vittatus, Ursus brasiliensis, Viverra und Mustela- quiqui 2c.) ift feiner als die Hyrare, etwa 65 cm lang, wovon auf den Shwanz ungefähr 22 cm kommen, und durch gedrungenere Geſtalt und verhältni8mäßig kurzen Schwanz, auh dur das dünnere, eng anliegende Haarkleid ausgezeihnet. Die Färbung erſcheint beſonders deshalb merkwürdig, weil-die Oberſeite des Körpers lichter gefärbt iſt als die Unterſeite. Die Schnauze, der untere Teil des Na>kens, der Bauch und die Kiefer ſind dunkelbraun, während die ganze Oberſeite, von der Stirn an bis zum Schwanze, blaßgrau ausſieht, da die Grannenhaare ſchwarze und weiße Ringe zeigen. Von der Stirn läuft über die Wangen eine hello>ergelbe Binde, welche gegen die Schultern hin etwas ſtärker wird. Die Shwanzſpiße und die leinen Ohren ſind ganz gelb, die Sohlen und die Ferſen dunkelſhwarz gefärbt, die furzen Streifen der Stirn und Wange glänzend ſtahlgrau. Zwiſchen Männchen und Weibchen ſowie zwiſchen alt und jung findet kein Unterſchied in der Färbung ſtatt. Eine nahe verwandte Art iſt der Große Griſon (G. allamandi).
Der Griſon bewohnt ſo ziemlich dieſelben Gegenden wie die vorhergehende Art. Schomburgk nennt ihn eines der gewöhnlihen Raubtiere der Küſte. Er hält ſih in den Pflanzungen- und beſonders gern in der Nähe der Gebäude auf, wo er unter dem Federvieh zuweilen großen Schaden anrichtet. Jn Braſilien findet er ſih, laut Henſel, niht ſo häufig wie die Hyrare und bewohnt lieber die Kamposgegenden, obwohl er auch tief im Urwalde angetroffen wird. Von den Hunden getrieben, bäumt er niht, ſondern verbirgt ſih baldmögli<hſt unter Steinen und Baumwurzeln. Wenn die Hyrare unſerem Edelmarder gleicht, ähnelt der Griſon dem Fltis, mit welchem er au< in der Größe übereinſtimmt. Hohle Bäume, Felsſpalten und Erdlöcher ſind ſeine Aufenthaltsorte. Das Tier macht den Eindru> eines unverſchämten Weſens und hat eine eigentümliche Gewohnheit, den langen Hals emporzuheben, ganz wie giftige Schlangen zu thun pflegen; dabei bligen die kleinen, dunkeln Augen unter der weißen Binde ſehr lebendig hervor und geben der geiſtigen Regſamkeit ſowie au<h dem mordluſtigen Weſen belebten Ausdru>. Der Griſon ſoll ebenſo blutgierig wie unſer Marder ſein und ohne Hunger ſo viele Tiere würgen, als ex nur erhaſchen kann; auch gilt er für re<t mutig. Ein Griſon, welchen ein Engländer zahm hielt, verließ einigemal ſeinen Käfig und griff einen jungen Alligator an, welcher ſi< in demſelben Zimmer befand. Leßterer war, wie der Erzähler bemerkt, dummzahm und hatte ſich an einem Abende in die Nähe des Feuers gelegt, um der willkommenen Wärme ſi zu erfreuen. Als am nächſten Morgen der Eigner eintrat, fand er, daß der Griſon die Flucht aus dem Käfig bewerkfſtelligt hatte, entde>te auh zugleih die Spuren des Angriffs des kleinen Geſchöpfes an der großen Panzerechſe. Gerade unter den Vorderbeinen, dort, wo die ſtarken
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