Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
644 Vierte Ordnung: Naubtievre; dritte Familie: Marder.
Blutgefäße verlaufen, hatte der Grijon den Alligator ſo furchtbar zerfleiſcht, daß das arme Vieh an den Folgen ſeiner Wunden zu Grunde ging. Auch Cuvier berichtet von den Angriffen unſeres Marders auf andere, verhältnismäßig ſtärkere Tiere. Ein Griſon, welchem fortwährend Nahrung im Überfluſſe gereicht wurde, ſtillte ſeinen Blutdurſt an einem armen Lemux, deſſen Anbli> ihn vorher ſo aufgeregt hatte, daß er endlich die Stäbe ſeines Käfigs zernagte und das harmloſe Geſchöpf überfiel und tötete. Gerade dieſer Griſon war ſehx zahm und im hohen Grade ſpielluſtig, ſeine Spielerei aber freilich eigentlich ni<hts anderes als ein verſte>ter Kampf. Sobald man ihm ſi< hingab, legte er ſih auf den Rücken und faßte die Finger ſeines menſ<hli<hen Spielkameraden zwiſchen ſeine Klauen, nahm dieſelben in das Maul und kniff ſie leiſe mit den Zähnen. Niemals hatte er ſo heftig gebiſſen, daß ſolches Spiel gefährlih geworden wäre, und um ſo verwunderter wax man, daß er ſih Tieren gegenüber ganz abweichend benahm. Sein Gedächtnis war merkwürdig: der Griſon exkannte ſeine alten Freunde an den Fingern, mit welchen er früher geſpielt hatte. Jn ſeinen Bewegungen war er flink und anmutig, und während er ſih in ſeinem Käfig bewegte, hörte man von ihm, ſolange er bei guter Laune wax, beſtändig ein heuſchre>enartiges Gezirpe. Gereizt, gab er einen ziemlich ſtarken, doch feineswegs unerträglichen Biſamgeruch von ſih, welcher nah einigen Stunden wieder verging. Jn der Provinz Rio Grande do Sul, beſonders in der gleichnamigen Stadt, ſoll er, laut Henſel, nicht ſelten in großen Speichern wie bei uns die Katen zum Vertilgen der Ratten gehalten werden. Ein zahmes Pärchen, welches ein Kaufmann in Porto Alegre von dorther ſich kommen ließ, hielt ſi einige Wochen in ſeinen Speichern, verſhwand dann aber, angeblich infolge der Nachläſſigkeit der ſchwarzen Bedienſteten auf Nimmerwiederſehen.
Jn unſeren Käfigen ſieht man den Griſon ſelten; doh kommt dann und wann einer auf den europäiſ<hen Tiermarkt. Jh ſelbſt habe eine Zeitlang einen gepflegt und mi<h an ſeiner munteren Beweglichkeit und anſcheinenden Gemütlichkeit ergößt. Auffallend war mir die Haltung im Vergleiche zu der ſeiner Verwandten, der Hyrare. Während dieſe beim Sißen den ausgeprägteſten Kaßenbucel zu machen und ſi< in eigentümlichen Sprüngen immer mit mehr oder weniger krummgebogenem Rücken zu bewegen pflegt, hält ſih der Griſon gerade und läuft mit geſtre>tem Leibe trollend ſeines Weges fort. Mein Gefangener war ſtets gut gelaunt und aufgeräumt, ſchien ſi<h mit ſeinem Loſe als Gefangener vollſtändig ausgeſöhnt zu haben und machte wenig Anſprüche an Pflege und Nahrung, verlangte hinſihtlih der erſteren nur größte Reinhaltung des Käfigs nebſt einem weichen Heulager und liebte hinſichtlich des Futters Abwechſelung. Früchte verſchiedener Art, insbeſondere Kirſchen, Pflaumen und BVirnenſchnißel, fraß er mit demſelben Appetit wie Fleiſch, und gierig zeigte er ſich überhaupt nur dann, wenn ihm ein lebendes Tier zum Futter geboten wurde. Äußerſt gierig dagegen, wenn es Futter gab, war nah Haace ein Griſon des Frantfurter Tiergartens. Sobald ſi< der Wärter mit dem gefüllten Freßnapfe nahte, erhob er ein lautes, erregtes Gezwitſcher; ungeſtüm fiel ex über ſein Futter her und verſchlang es haſtig unter fortgeſeßtem lauten Bekunden ſeiner regen Freßluſt, das ſih zu ſ{hmetterndem Wutgezeter ſteigerte, ſobald man that, als ob man ihm das Futter ſtreitig machen wolle. Jm übrigen war abex auh dieſer Griſon ein gemütliches, liebenswürdiges Tierchen, das gern mit allen Leuten ſpielte, ohne dabei jemals ernſtlih zuzubeißen.
Das Weibchen des Griſon bringt im Dktober zwei Junge zur Welt und pflegt und liebt fie in ebendem Grade wie ſeine Verwandten. Auch er wird von Eingeborenen häufig in Gefangenſchaft gehalten, manche eſſen auh ſein Fleiſ<h und verwenden ſeinen Pelz. Die Anſiedler töten ihn, wo ſie ihn nux exlangen können.