Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
646 Vierte Ordnung: Raubtiere; dritte Familie: Marder.
Füße und die Unterſchenkel der Vorder- und Hinterbeine aus. Auch längs der Kehle und Bruſt zeigt ſich ſchon die dunkle Färbung, doch finden ſih hier noh feine dunkeln Haare.
Jn der Weidmannsſprache nennt man das Dachsmännchen Dachs oder Nüde, das Weibchen Fähe oder Fehe, die Augen Seher, die Dhren Lauſcher, die E>tzähne Fänge, die Beine Läufe, die Haut Shwarte, den Schwanz Vürzel, Rute, Zain, die Nägel auh Klauen, die Zugänge ſeiner Wohnung Nöhren, Gänge, Geſchhleife und Einfahrten, den Ort, wo unter der Erde die Röhren zuſammenlaufen, den Keſſel, die Pfade, die außen vom Baue führen, Steige. Hat er den Bau erweitert vertieft und die-lockere Erde vor die Nöhren geſchafft, ſo hat er ausgeführt; hat er aber allerlei Pflanzenſtoffe zum weichen Lager hineingeſchafft, ſo hat er eingemooſt. Man ſagt, der Dachs bewohnt den Bau, befährt die Nöhre, ſigt im Keſſel, verſetzt, verklüftet, verliert ſih, wird vom Dachshunde im Keſſel angetrieben, ſ{<lei<t und trabt, weidet ſih oder nimmt Weide an, ſtiht oder wurzelt, wenn ex Nahrung aus der Erde gräbt, ranzt oder rollt,
Gerippe des Dachſes. (Aus dem Berliner anatomiſhen Mufeum.)
indem er ſih begattet, verfängt ſih, wenn er ſih an Hunden feſt beißt; er wird totgeſ<hlagen, die Shwarte abgeſ<härft, das Fett abgelöſt, der Leib aufgebrochen, zerwirkt und zerlegt.
Der Dachs bewohnt mit Ausnahme der Fnſel Sardinien und des Nordens von Skandinavien ganz Europa, ebenſo Aſien von Syrien an dur< Georgien und Perſien bis nach Japan ſowie Sibirien bis zur Lena. Ex lebt einſam in Höhlen, welche er ſelbſt mit ſeinen ſtarken, krummen Krallen auf der Sonnenjſeite bewaldeter Hügel ausgräbt, mit 4—8 Ausgängen und Luſftlöchern verſieht und innen aufs bequemſte einrichtet. Die Hauptwohnung im Baue, der Keſſel, zu welchem mehrere Nöhren führen, iſt ſo groß, daß er ein geräumiges, weiches Moospolſter und das Tier ſelbſt nebſt ſeinen Fungen aufnehmen kann. Die wenigſten Röhren aber werden befahren, ſondern dienen bloß im Falle der größten Not als Fluchtwege oder auh als Luftgänge. Größte Reinlichkeit und Sauberkeit herrſcht überall, und hierdurch zeihnet ſih der Dachsbau vor faſt allen übrigen ähnlichen unterirdiſhen Behauſungen der Säugetiere aus. Vorhölzer, welche niht weit von Fluren gelegen ſind, ja ſogar unbewaldete Gehänge mitten in der Flur werden mit Vorliebe zur Anlegung dieſer Wohnungen benußt; immer aber ſind es ſtille und einſame Orte, welche der Einſiedler ſi<h ausſucht. Er liebt es, ein beſchauliches und gemächliches Leben zu führen und vor allem ſeine eigene Selbſtändigkeit in der ausgedehnteſten Weiſe zu bewahren. Seine Stärke macht es ihm leiht, Höhlen auszuſcharren, und wie einige andere unterirdiſh lebende Tiere iſt er im ſtande, ſih in wenigen Minuten vollkommen zu vergraben. Dabei kommen ihm ſeine ſtarten, mit tüchtigen Krallen bewaffneten Vorderfüße vortrefflih zu ſtatten. Schon nach ſehr kurzer Zeit bereitet ihm die aufgegrabene Erde Hinderniſſe; nun aber nimmt er ſeine Hinterfüße zu Hilfe und wirft mit kräftigen Stößen das Erdreich weit hinter ſi<h. Wenn die