Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
662 Vierte Ordnung: Raubtiere; dritte Familie: Marder.
man den heftigen, an Knoblauch erinnernden Geſtank bei günſtigem Winde eine halbe Meile weit wahrnehmen könne. Bo urteilt milder über den Geruch und vergleicht ihn mit „Dem des peruaniſchen Guano, wenn derſelbe mit Salpeterſäure vermiſcht wird“. Forbes dagegen ſagt vom Stinkdachſe: „Er machte oft durch den heftigen Geſtank, mit welchem er ſelbſt in Jeiner beſten Laune ſeine Dämmerungsſpaziergänge wenigſtens auf eine (engliſche) Meile weit ringsum verpeſtet, meine Abendſtunden ganz unerträglih. Es war unnüß, ihn verſcheuchen zu wollen, denn wenn ſein Gleihmut geſtört wurde, ſuchte er nicht ſein Lager auf, wie man wünſchte, ſondern im Gegenteile verdi>te er die Luft mit ſeinem boshaften Geſtanke, welcher wochenlang an Kleidern, Geräten und Eßwaren feſthing.“
„Der Stinkdachs“, fährt Horsfield fort, „iſt ſanft und mild in ſeinem Weſen und kann, wenn man ihn jung einfängt, ſehr leicht gezähmt werden. Einer, welchen ih gefangen hatte und lange Zeit bei mir hielt, bot mir Gelegenheit, ſein Weſen zu beobachten. Er urde ſehr bald lieben8würdig, erkannte ſeine Lage und ſeinen Wärter und kam niemals in ſo heftigen Zorn, daß er ſeinen Peſtdunſt losgelaſſen hätte. Jh brachte ihn mit mir von den Gebirgen Prahus nah Blederan, einer Ortſchaft am Fuße dieſes Gebirges, wo die Wärme bereits viel größer iſt als in der Höhe. Um eine Zeichnung von ihm anzufertigen, wurde er an einen kleinen Pfahl gebunden. Er bewegte ſih ſehr raſ< und wühlte den Grund mit ſeiner Schnauze und ſeinen Nägeln auf, als wolle er Futter ſuchen, ohne den Nebenſtehenden die geringſte Beachtung zu ſchenken oder heftige Kraftanſtrengungen zu ſeiner Befreiung zu machen. Einen Regenwurm, welcher ihm gebracht wurde, verſpeiſte er gierig, das eine Ende desſelben mit dem Fuße haltend, während er das andere hinterfraß. Nachdem er ungefähr 10—12 Würmer verzehrt hatte, wurde er ruhig und machte ſich jetzt eine Éleine Grube in die Erde, in welcher er ſeine Schnauze verſte>te. Dann ſtre>te er ſich bedahtſam aus und war wenige Augenblie ſpäter in Schlaf verſunken.“
Man fann niht ſagen, daß irgend ein Mitglied aus der Familie der Marder Wohlgerüche verbreite; wir finden im Gegenteile ſhon unter den bei uns hauſenden Arten ſolche, welche „Stänker“ benannt werden und dieſen Namen mit Fug und Recht tragen. Was aber iſt unſer Fltis gegen einige ſeiner Verwandten, welche in Amerika und Afrika leben, und im Vergleiche mit dem oben beſprochenen Stinkdachſe des Südoſtens der Alten Welt! Sie ſind die wahren Stänker. Wenn man lieſt, welches Entſeben ſie verbreiten können, ſobald ſie ſih nur zeigen, begreift man erſt, was eine ete Stinfkdrüſe beſagen will. Alle Berichte von amerikaniſchen Reiſenden und Naturforſchern ſtimmen darin überein, daß wir niht im ſtande ſind, die Wirkung der Drüſenabſonderung dieſer Tiere uns gehörig auszumalen. Keine Küche eines Scheidekünſtlers keine Senkgrube, kein Aasplaz, kurz, fein Geſtank der Erde ſoll'’an Heftigkeit und Unleidlichkeit dem gleihkommen, welchen die äußerlih ſo zierlihen Stinktiere zu verbreiten und auf Wochen und Monate hin einem Gegenſtande einzuprägen vermögen. Man bezeichnet den Geſtank mit dem Ausdru>e Peſtgeru<h“; denn wirklih wird jemand, welcher das Unglück hatte, mit einem Stinktiere in nähere Berührung zu kommen, von jedermann gemieden wie ein mit der Peſt Behafteter. Die Stinktiere ſind troß ihrer geringen Größe ſo gewaltige und mächtige Feinde des Menſchen, daß ſie denjenigen, welchen ſie mit ihrem furchtbaren Safte beſprißten, geradezu aus der Geſell: ſhaft verbannen und ihm ſelbſt eine Strafe auferlegen, welche ſo leiht von keiner anderen übertroffen werden dürfte. Sie ſind fähig, ein ganzes Haus unbewohnbar zu machen oder ein mit den koſtbarſten Stoffen gefülltes Vorratsgewölbe zu entwerten.
Die Stinktiere unterſcheiden ſih von den übrigen Dachſen dur<h merklih ſ<lankeren Leib, langen, dit behaarten Schwanz, große aufgetriebene Naſe, ſ<hwarze Grundfärbung