Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Bandiltis. Fiſchotter. 669
Fn ſeinen Bewegungen ähnelt er den Mardern nicht; denn ev iſt weniger behende und fann cher träge genannt werden. Das Klettern verſteht er niht, und auh vox dem Waſſer hat er große Scheu, obwohl er, wenn es ſein muß, recht fertig ſchwimmt. Seiner abſcheulichen Waffen bedient er ſih ganz in derſelben Weiſe wie das Stinktier. „Befindet er ſih auf einem Felde oder einer Wieſe“, ſagt Kolbe, „und bemerkt er, daß ſich ihm ein Hund oder ein wildes Tier nähert, welches ihn umbringen will, ſo ſprigt er ſeinen Feinden einen ſo peſtartigen Geſtank entgegen, daß fie genug zu thun haben, die Naſe an der Erde und den Bäumen abzureiben, um den Geſtank nur einigermaßen wieder loszuwerden. Nähert ſih ihm der Feind wieder oder kommt wohl noch ein zweiter hinzu, ſo ſchießt er zum zweitenmal auf die Gegner und gibt wieder einen Geſtank von ſih, welcher durchaus nicht beſſer iſ als der erſte. Auf dieſe Weiſe verteidigt er ſih ſehr tapfer gegen ſeine Widerfacher. Nimmt ein Jäger einen erſchoſſenen Bandiltis in die Hand, ſo hängt ſich ein ſolcher Geſtank an dieſelbe, daß er ihn niht los wird, ſelbſt wenn er ſi mit Seife wäſcht. Daher läßt man ihn liegen, wenn man ihn geſchoſſen hat. Denn wer nur einmal etwas von dieſem Geſtanke bekommen hat, wird ihm gewiß ein andermal von ſelbſt aus dem Wege gehen und ihn ungehindert ſein Weſen treiben laſſen.“
Wie bei den Stinktieren, ſind auch bei der Zorilla hauptſählih die Männchen die Stänker und zwar ganz beſonders in der Paarungszeit, wahrſcheinlich, weil dann ihr ganzes Weſen außerordentlich erregt iſt. Möglich iſt es auh, daß das Weibchen die Düfte, welche uns entſeßlih vorkommen, ganz angenehm findet.
Über die Fortpflanzung unſerer Tiere weiß man leider nihts Sicheres. Dagegen iſt es befannt, daß die Zorilla in Südafrika von manchen holländiſchen Anſiedlern in ihren Häuſern gehalten wird, um Ratten und Mäuſe zu vertilgen. Man ſagt, daß ſie niemals einen höheren Grad von Zähmung erreiche, ſondern immer ſtumpfſinnig und gleichgültig gegen Liebkoſungen und gute Behandlung bleibe. Die vielen Namen, welche der Bandiltis außer dem genannten trägt, bezeihnen ihn in allen Sprachen als einen Stänker.
Fn der dritten Unterfamilie der Marder vereinigt man die Otter (Lutridae). Die hierher gehörigen Arten, einige 20 an der Zahl, kennzeichnen ſi< dur den geſtre>ten, flachen, auf niederen Beinen ruhenden Leib, den platten, ſtumpfſhnauzigen Kopf mit kleinen vorſtehenden Augen und kurzen, runden Ohren, die ſehr ausgebildeten Shwimmhäute zwiſchen den Zehen, den langen, zugeſpißten, mehr oder weniger flahgedrü>ten Shwanz und dur das kurze, ſtraffe, glatte, glänzende Haar. Jhre Vorder- und Hinterbeine ſind fünf: zehig, die beiden mittleren Zehen nux wenig länger als die ſeitlihen. Fn der Aſtergegend iſt keine Drüſentaſche vorhanden, es finden ſich aber zwei Abſonderungsdrüſen, welche neben dem After münden. Jm Gebiß und Knochenbau ähneln die Otter noh ſehr den übrigen Mardern; jedoch iſt der lezte obere Ba>kenzahn groß und viere>ig, und gibt ſih auh im Gerippe der auffallend flahe Schädel mit breitem Hirnkaſten, verengerter Stirngegend und kurzem Schnauzenteile als ſehr eigentümlihes Merkmal kund.
Die Otter bewohnen Flüſſe und Meere und verbreiten ſih mit Ausnahme von Auſtralien und des höchſten Nordens über faſt alle Teile der Erde. Nur gezwungen entfernen ſie ſih von dem Waſſer und auh dann bloß in der Abſicht, um ein anderes Gewäſſer aufzuſuchen. Sie ſhwimmen und tauchen meiſterhaft, können lange Zeit unter dem Waſſer aushalten, laufen, ihrer furzen Beine ungeachtet, ziemlich ſchnell, ſind ſtark, mutig und kühn, verſtändig und zur Zähmung geeignet, leben aber faſt überall in geſpannten Verhältniſſen mit dem Menſchen, weil ſie dieſem einen ſo großen Schaden zufügen, daß derſelbe durch den foſtbaren Pelz, welchen ſie liefern, niht im entfernteſten aufgewogen werden kann.