Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Tod und Schickſal. — Einteilung, 38
Menſch thun; es wird an ſeinem Grabe no< geſhlu<zt. Mancher völlig untaugliche, biſſige Hund, manches blindgewordene Pferd bekommt bis zu ſeinem Sterben ein ſhönes Gnadenbrot, wie es Tauſende von Menſchen, die es beſſer verdienten und eher bedürften, niht bekommen. Auch das Tier hat ſein Schiſal.“
Aber nicht bloß die wenigen Haustiere, welche hier aufgeführt wurden, müſſen dem Menſchen zollen mit Leib und Leben, mit ihren Kräften, Fleiſh, Haut, Haar, Horn und Dünger: er hat no< weit mehr ſi unterjoht und nubßbar gemacht, ſelbſt ſolche, welche niht mit ihm ſeine Wohnung teilen; zum Laſttragen, Ziehen und Reiten, zum Kriege wie zur Jagd, zum Poſt- und Hirtendienſt, zu Gauklerkünſten und Kurzweil müſſen ſie ihm ihre Kräfte leihen. Zur Nahrung dienen ihm ihr Fleiſch, ihre Milch, ihr Schmer und Fett und ſelbſt ihre eigenen geſammelten Vorräte. Andere liefern Wohlgerüche, Spezerei und Arzneimittel, ſehr viele müſſen ihr Pelz- und Nauhwerk zu ſeiner Kleidung, ihre Haut zu Leder, ihre Wolle zu Geſpinſten und Geweben hergeben, noh andere liefern Horn, Elfenbein, Zähne, Fiſhbein für ſeine Jnduſtrie, Dungſtoffe für ſeinen Acker. Einen ſolchen Nußgen kann keine andere Klaſſe des Tierreiches für uns aufweiſen, und deshalb eben ſind die Säuger bei weitem die wichtigſten aller Tiere für den menſchlihen Haushalt; deshalb eben kann man ſagen, daß das bequeme Leben der Menſchen, wie wir es gewohnt ſind, ohne die Säugetiere geradezu unmöglih ſein würde. Aber wir ſehen auh wiederum aus dem Nugen, welchen die Säugetiere uns gewähren, aus der treuen Hilfe, welche ſie uns leiſten, aus der Verbrüderung, welche ſie mit uns eingehen, — wie nahe, wie innig verbunden wir, als die höchſtſtehenden Säuger, mit den übrigen ſind, denen wir unſer Foch auferlegt haben. E
Man kann die jeßt lebenden Säugetiere nah Ausſ{hluß des Menſchen nah verſchiedenen Einteilungsgründen gruppieren. Wir wollen im ganzen 15 Ordnungen unterſcheiden: Zunächſt die Affen, Halbaffen und Fledermäuſe, die Raubtiere, Floſſenfüßer, Jnſektenfreſſer und Nagetiere. Dieſe 7 Drdnungen nebſt den Zahnarmen, Beuteltieren und Kloakentieren könnte man au<h wegen der mit Nägeln verſehenen oder bekrallten Finger und Zehen als Krallenſäuger bezeihnen. Fhnen würden gegenüberſtehen die Ordnungen der Rüſſeltiere, Paarzeher und Unpaarzeher, deren Zehen durhweg behuft ſind. Unter dieſen Huftieren pflegte man früher die zu den Paarzehern gehörigen Wiederkäuer als „Zweihufer“ den übrigen oder „Vielhufern“, beziehungs8weiſe „Einhufern“ gegenüberzuſtellen. Als eine dritte Hauptabteilung könnten dann als Fiſhſäuger unſere beiden Ordnungen der Waltiere und Seekühe gelten, bei deren Vertretern weder Nägel und Krallen no<h Hufe vorkommen.
Zu einer natürlicheren Einteilung der aufgezählten Säugerordnungen gelangen wir, wenn wir die beiden Ordnungen der Kloaken- oder Gabeltiere und der Beuteltiere je als eine Hauptabteilung auffaſſen und ſämtliche übrigen Ordnungen zu einer dritten Hauptabteilung zuſammenſtellen.
Jeder Keimling eines Affen oder Halbaffen, einer Fledermaus, eines Raubtieres, Floſſenfüßers, Fnſettenfreſſers, Nagers, Rüſſeltieres, Paar- und Unpaarzehers, Waltieres, einer Seekuh oder eines Zahnarmen iſt durch ein die Atmung des Keimlings vermittelndes und dur deſſen Nabelſchnur mit ihm verbundenes Organ, einen Mutterkuchen, an die Fnnenwand des Fruchtbehälters ſeiner Mutter befeſtigt. Alle dieſe Säugerordnungen ſind deshalb in die Unterklaſſe der Mutterkuchentiere zuſammenzufaſſen. Bei den Beutel- und Kloarentieren fehlt ein Mutterkuchen, beide Ordnungen unterſcheiden ſih aber ſehr weſentlich voneinander. Nur die Kloakentiere beſißen eine gemeinſame Ausfuhröffnung für die Verdauungs-, Harn- und Geſchlechtswerkzeuge, eine Kloake. Nur ſie legen großdotterige, mit einer feſten, pergamentähnlihen Schale verſehene Eier und ſ<ließen ſi< überhaupt näher
Brehm, Tierleben. 3. Auflage. LT. 3