Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
46 Erſte Ordnung: Affen.
den Leib ſ{hwerfällig vorwärts, ſo daß die Füße zwiſchen die Hände zu ſtehen kommen. Dabei werden leßtere ſeitlih aufgeſeßt, die Tiere ſtüßen ſi alſo auf die eingeſchlagene Fauſt der Hände und auf die Außenſeite oder äußere Kante der Füße, deren Mittelzehen oft ebenfalls unter die Sohle gekrümmt werden, wogegen die große, weit abſtehende Zehe als weſentliche Stüße des Leibes dient. Nur die Gibbons ſcheinen niht im ſtande zu ſein, in ſolcher Weiſe zu laufen, gehen vielmehr auf dem Boden in der Regel aufre<t, ſtre>en dabei alle Zehen aus, ſpreizen die Daumenzehe bis zu einem re<ten Winkel vom Fuße ab und halten ſi<h mittels der ausgebreiteten Arme im Gleichgewichte, -re>en dieſelben au< um ſo weiter aus, je ſ{hneller ſie forttrippeln. Auch viele Hunds-, Neuwelts- und ſelbſt Krallenaffen vermögen längere oder kürzere Stre>en aufrecht gehend zurüzulegen; alle aber fallen, wenn ſie das Gleichgewicht nicht länger erhalten können, auf die Vorderglieder nieder und gehen bei ernſterem Laufe, beiſpiel8weiſe wenn ſie verfolgt werden oder zum Kampfe ſcreiten wollen, ſtets auf allen vieren. Die beigegebenen Tafeln bringen verſchiedene Stellungen der Menſchen-, ſpäter folgende Abbildungen ſolche der übrigen Affen zur Anſchauung.
Einige Sippen der Ordnung ſchwimmen vortrefflih, andere gehen im Waſſer unter wie Blei. Zu erſteren gehören die Meerkaßen, von denen ich einige mit der größten Schnelligkeit und Sicherheit über den Blauen Nil ſ{hwimmen ſah, zu den leßteren wahrſcheinlih die Paviane und vielleicht auh die Brüllaffen; von jenen ertrank uns einer, als wix ihn baden wollten. Die Shwimmunkundigen ſ{<heuen das Waſſer in hohem Grade: man hat eine faſt verhungerte Familie von Brüllaffen auf einem Baume gefunden, deſſen Fuß durch Überſ{<wemmung unter Waſſer geſezt worden war, ohne daß die Affen es gewagt hätten, nah anderen, kaum 60 Schritt entfernten Bäumen ſich zu retten. Ulloa, welcher über braſilianiſche Tiere ſchrieb, hat daher für die armen, ſ{hwimmunkundigen Tiere eine hübſche Brü>e erfunden, welche gewiß ſehr gute Dienſte leiſten würde, wenn — die Affen ſie benugßen wollten. Er erzählt, daß je ein Brüllaffe mit ſeinen Händen den Schwanz eines anderen pae, und daß in dieſer Weiſe die ganze Geſellſchaft eine lange Kette aus lauter Affengliedern bilde, welche vermittelſt des Schwanzes des Endgliedaffen am Wipfel eines Uferbaumes befeſtigt und hierauf dur vereinigte Kraft aller Glieder in S<hwingungen geſeßt werde, bis das Vorderglied den Zweig eines Baumes des jenſeitigen Ufers erfaſſen und ſi dort feſthalten könne. Auf der ſolchergeſtalt hergerichteten Brücke ſollen nun zuerſt die Jungen und Schwächeren auf das andere Ufer überſeßen, dann aber der Vorderafſe die ganze Kette, deren Endglied ſeine Klammer löſt, zu ſi< hinüberziehen. Prinz von Wied, ein ſehr gewiſſenhafter Beobachter, nennt dieſe Erzählung bei ihrem re<ten Namen: „tine ſpaßhafte Fabel“.
Alle Afffen ſind außerordentlich ſtarkgliederig und heben Laſten, welche verhältnismäßig für unſere ſchwachen Arme zu ſ<hwer ſein würden: ein Pavian, den ih beſaß, hing ſi< viele Minuten lang an einem Arme auf und hob ſeinen di>en Leib daran in die Höhe, ſo hoch es der Arm zuließ.
Das geſellige Leben der Affen iſ ein für den Beobachter ſehr anziehendes. Wenige Arten leben einſiedleriſh, die meiſten ſhlagen ſi< in Banden zuſammen. Von dieſen erwählt ſich jede einzelne eine ſtändige Heimat, welche größeren oder geringeren Umfang haben fann. Die Wahl fällt regelmäßig auf Gegenden, welche in jeder Hinſicht günſtig ſcheinen. Etwas zu kna>en und zu beißen muß es geben, ſonſt wandert die Bande aus. Waldungen in der Nähe menſchlicher Anſiedelungen ſind ihnen in dürftigen Gebieten Paradieſe: der verbotene Baum darin kümmert die Affen niht, wenn nux die Äpfel auf ihm gut ſind. Mais- und Zu>errohrfelder, Zwiebel-, Obſtz, Melonen- und Bananenanpflanzungen gehen über alles andere; Dorſſchaften, in denen jeder, welcher die unverſchämten Spitzbuben zü<htigt, den Aberglauben der Bewohner zu fürchten hat, ſind auch niht übel. Wenn ſich die