Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

670 Achte Ordnung: Zahnarme; dritte Familie: Gürteltiere.

Schildchen, auf dem Vorderrü>en ſeitlih 7, in der Mitte 5 Reihen von unregelmäßigen ſehs8e>igen Platten. Auf dieſen Schulterpanzer folgen 6 voneinander getrennte, bewegliche Gürtel von länglih-viere>igen Schildern und hierauf der Kreuz- oder Hüftpanzer, welcher aus 10 Reihen länglih-viere>iger Schildchen beſteht. Dieſe liegen dicht bei einander; das leßte hat in der Mitte des hinteren Randes einen kleinen Ausſchnitt. Der Schwanz iſt nächſt dem Numpfe mit 5 voneinander getrennten Ringen bepanzert, welche aus viere>igen Schildchen zuſammengeſeßt ſind; den übrigen Teil bede>en unregelmäßige ſehse>ige Schuppen. Endlich finden ſi<h no< unter jedem Auge 5—7 em lange, wagerecht laufende, miteinander verbundene Schilderreihen und au< am Halſe 2 dergleichen querlaufende, nicht zuſammenhängende vor. Der Rüden der Füße und die vordere Seite der Vorderarme ſind ebenfalls mit unregelmäßigen ſe<hse>igen Schuppen bede>t. Den übrigen Teil des Körpers hüllt eine dide, gerunzelte Haut ein, auf welcher eine große Anzahl flacher Warzen ſteht. Am Hinterrande des Kopfſchildes des Schulterpanzers, der Rückengürtel, einzelner Schildreihen des Kreuzpanzers und der Schwanzringe zeigen ſich einige ſteife Borſten, gewöhnlich 2 hinter jedem Schildchen. Solche Haare finden ſih auch hinter den flachen Hautwarzen, welche die Zehen bede>en. Die Schildchen ſelbſt ſind verſchieden gebaut. Bei den viere>igen verlaufen 2 Rinnen der Länge nah; die übrigen ſind mehr oder weniger eben. Jhre Farbe iſt bräunlihgelb; durch die Reibung an den Wänden der Höhlen jedo< werden ſie zuweilen lihtgelb oder gelblihweiß. Die Haut hat eine ähnliche Farbe wie der Rü>ken. Die Haare ſind lit, die der bloßen Haut braun. Nicht ſelten findet man einzelne zu dieſer Art gehörige Gürteltiere, welche anſtatt 6 bewegliher Rü>kengürtel deren 7 und auf dem Hüftpanzer anſtatt 10 Schilderreihen deren 11 haben. Die Länge beträgt 50 cm, die Shwanzlänge 24 em, die Höhe am Widerriſte ebenſoviel,

Das Sechsbindengürteltier (Dasypus sexcinctus, D. setosus und gilvipes), welches unſere Abbildung darſtellt, ähnelt dem beſchriebenen Verwandten, iſt einſchließlich des 20 cm langen Schwanzes 56—60 em lang, trägt hinter und zwiſchen den Ohren ein aus acht Stücken beſtehendes Schilderband, hat zwiſchen dem Schulter- und Nü>kenpanzer ſe<s breite Gürtel und bräunlichgelbe, oberſeits dunklere Panzer- und blaßbräunlihgelbe Hautfärbung.

Gürteltiere leben niht in einem beſtimmten Gebiete, ſondern ändern öfters ihr Lager. Dieſes beſteht in einer gangförmigen, 1—2 m langen Höhle, welhe von ihnen ſelbſt gegraben wird. An der Mündung iſt die Höhle kreisförmig und hat nah der Größe des Tieres einen Durhmeſſer von 20—60 em; gegen das blinde Ende zu wird der Gang weiter und zuleßt keſſelartig, ſo daß das Tier im Grunde bequem ſih umdrehen kann. Die Richtung des Ganges iſt verſchieden. Anfangs geht er ſchräg, etwa unter einem halben rechten Winkel geneigt, in die Tiefe hinab, dann wendet er ſih bald gerade, d. h. waagerecht fort, bald biegt er ſi<h na<h dieſer oder jener Seite hin. Jn ſolchen Höhlen bringen die Gürteltiere alle Zeit zu, welche ſie niht zum Aufſuchen ihrer Beute verbrauchen. Jn der Wildnis gehen ſie, wenn der Himmel bewölkt und das grelle Sonnenlicht ihnen niht beſhwerlih fällt, auh bei Tage aus, in bewohnten Gegenden verlaſſen ſie die Baue niht vor einbrehender Dämmerung, ſtreifen dann aber während der ganzen Nacht umher. Es ſcheint ihnen ziemlih gleichgültig zu ſein, ob ſie ſih zu ihrer Höhle zurü>finden oder niht; denn ſie graben ſich, falls ſie den Weg verfehlt haben ſollten, ohne weitere Umſtände eine neue. Hiermit verbinden ſie zugleich einen doppelten Zwe>. Azara beobachtete, und andere Naturforſcher beſtätigen dies, daß die Gürteltiere ihre Baue hauptſä<hli<h unter Ameiſen- oder Termitenhaufen anlegen, weil ſie hierdur< in den Stand geſeßt werden, ihre hauptſächlichſte Nahrung mit größter Bequemlichkeit auh bei Tage einzuſammeln. Sie unterwühlen