Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Steppenſchuppentier. Erdferkel: Allgemeines. 691

Nahrung beſteht aus verſchiedenen Ameiſenarten, Käfern und Heuſhre>en; nah Ausfage der Eingeborenen ſoll es jedo< au< Kafferhirſe freſſen.

Jn der leßten Familie vereinigen wir die Erdferkel (Orycteropodidae), plumpe Tiere mit di>dem, ungeſchi>tem, dünnborſtig behaartem Leibe, dünnem Halſe, langem, ſ{<mächtigem Kopfe, walzenförmiger Schnauze, mittellangem, kegelförmigem Schwanze und kurzen, verhältnismäßig dünnen Beinen, von denen die vorderen vier, die hinteren fünf Zehen haben, welche mit ſehr ſtarken, faſt geraden und platten, an den Rändern ſ<hneidenden, hufartigen Nägeln bewehrt ſind. Das Maul iſt ziemlih groß, die Augen ſtehen weit nach hinten, die Ohren ſind ſehr lang. Jm Oberkiefer finden ſi, ſolange das Tier jung iſt, in jeder Seite 8, im Unterkiefer 6, bei alten Tieren dagegen dort nux 5 und hier bloß 4 walzenähnlihe, wuxzelloſe, faſerige und aus unzähligen feinen, ſenkre<ht dicht nebeneinander ſtehenden Röhren zuſammengeſeßte Zähne, welche auf der Kaufläche ausgefüllt, am entgegengeſeßten Ende aber hohl ſind. Der Durchſchnitt eines ſolchen Zahnes ſieht täuſchend dem eines ſpaniſchen Nohres ähnli<h. Die vorderſten Zähne ſind klein und eiförmig, die mittleren an beiden Seiten der Länge nah ausgehöhlt, als wenn ſie aus zwei zuſammengewachſenen Cylindern zuſammengeſeßt wären, die hinterſten wieder klein und den erſten ähnlich. - Jm übrigen Gerippe zeichnen ſi<h namentlih die dünnen und runden Nippen, 13 an der Zahl, und die hohen, dünnen Fortſeßungen der Halswirbel aus. Durch ihren Zahnbau entfernen ſi< die Erdferkel ſo weit von allen anderen Zahnarmen, daß man für ſie, wenn ni<t Zwe>Emäßigkeitsgründe entgegenſtänden, eine eigene Ordnung auſſtellen könnte.

Man hat drei Arten unterſchieden, neuerdings aber vielfah Zweifel an deren Selbſtändigkeit erhoben und in der That auh durchgreifende Unterſchiede kaum feſtzuſtellen vermocht. Das Erdferkel (Orycteropus capensis, beziehentlih O. aethiopicus und senegalensis) erreiht eine Geſamtlänge von nahezu 2 m wovon der Schwanz etwa 85 cm wegnimmt, bei einem Gewichte von 50—60 kg. Die Haut iſt ſehr di>, mit glatt anliegenden und ziemlih ſpärlich verteilten, ſteifen und borſtenartigen Haaren bekleidet, das Haar auf der Oberſeite des Körpers etwas kürzer als auf der Unterſeite, wo es namentlih an den Zehenwurzeln büſchelartig hervortritt, die Färbung iſt ſehr gleihmäßig. Nücken und Seiten ſind gelblihbraun mit rötlihem Anfluge, Unterſeite und Kopf licht rötlichgelb Hinterteil, Schwanzwurxzel und Gliedmaßen braun, neugeborene Junge fleiſ<hfarben.

Die holländiſchen Anſiedler am Vorgebirge der Guten Hoffnung haben dem Tiere, weil deſſen Fleiſch im Geſhmacke dem des wilden Schweines nahekommt, den Namen Ardvarten (Erdferkel) beigelegt, auh von jeher eifrig Jagd darauf gemacht und es daher gut kennen gelernt. Noh zu Buffons Zeit galt es für ein durchaus fabelhaftes Geſchöpf; dieſer Naturforſcher beſtritt Kolbes erſte Beſchreibung, welche aus dem Anfange des vorigen Fahrhunderts herrührt, ganz entſchieden, obgleich ſie auh heute noh für uns mehr oder weniger maßgebend iſt.

Das Erdferkel bewohnt Süd- und Mittelaſrika, hier von der Oſt- bis zur Weſtküſte reiend, na< Art der Gürteltiere vorzugsweiſe das flache Land, wüſtenartige Gegenden und Steppen bevölkernd, wo Ameiſen und Termiten heimiſch ſind. Es iſt ein einſames Geſchöpf, kaum geſelliger als die Gürteltiere, obgleich man es zuweilen in Geſellſchaft anderer findet; denn ſtreng genommen lebt jedes einzelne Erdſhwein für ſich, bei Tage in großen, felbſtgegrabenen Höhlen ruhend, bei Nacht umherſhweifend. Jn den Steppen Kordofans, und

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