Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3, str. 251

Mähnenſ<haf: Allgemeines. Verbreitung. 217

fammartig aufgekräuſelte Haare, wogegen das Vließ im übrigen ſehr gleihmäßig entwi>elt iſt. Das einzelne Haar hat an der Wurzel hellgraue, hierauf dunkel braunſhwarze, gegen die Spige hin rehbraune Färbung und endet entweder mit einer fahlgelben oder mit einer ſhwarzen Spitze; nur ein längs des Na>kens verlaufender, jedoh niht die ganze Breite des Kammes einnehmender Mittelſtreifen und der obere Teil der Kehlmähne werden durh mehr oder weniger braunſchwarze Haare hergeſtellt. Es bildet ſomit ein ſehr gleihmäßiges Fahlrotbraun die vorherrſchende Färbung dieſes Tieres, wogegen der erwähnte Streifen [<hwarz erſcheint; der Mittelbauch iſt dunkelbraun, ein verlängerter Haarkranz über den Hufen, welcher dieſe teilweiſe bede>t, dunkel kaſtanienbraun; der Augenbrauenbogen, das Maul, ein Fleden hinter dem Ohre in der Kieferfuge, die Hinterſchenkel, die Vorderläufe hinten, die untere Hälfte der Hinterläufe und die Jnnenſeite des Schwanzes haben iſabellgelbe, Achſelgegend und JFnnenſeite der Oberarme und Schenkel weißli<h iſabellgelbe, die langen Mähnenhaare, mit Ausnahme einiger ſ{<warz geſpißten, einen Fle>en bildenden, ijabellfahlbraune Färbung. Das Weibchen unterſcheidet ſih hauptſähli<h durch die ſhwächere Mähne vom Männchen; denn ſein Gehörn iſt ebenfalls groß und kräftig. Vollkommen erwachſene Böke erreichen, einſhließli<h des etwa 25 cm langen Schwanzes, eine Geſamtlänge von 1,81,9 m, bei einer Schulterhöhe von 95—100 em, erwachſene Schafe eine Geſamtlänge von 1,55 m bei 90 cm Schulterhöhe; das Gehörn fann, der Krümmung nach gemeſſen, bei jenen 70 cm, bei dieſen 40 cm lang werden.

Bereits im Jahre 1561 beſchrieb Cajus Britannicus das Mähnenſchaf, deſſen Fell ihm aus Mauritanien gebra<t worden war. Seitdem verging lange Zeit, ehe wieder etwas über das Tier verlautete; erſt Pennant und ſpäter Geoffroy erwähnen es von neuen. Letterer ſand es in der Nähe von Kairo im Gebirge auf; andere Forſcher haben es am oberen Nil und in Abeſſinien beobachtet. Am häufigſten tritt es im Atlas auf. R. Jannaſch fand es im Süden Marokfos, zwiſchen dem Schwika und Wad Draa, wo es Audet genannt wird. Über ſeine Lebensweiſe war nichts bekannt und auh ih würde, da mix das Tier auf meinen Reiſen nie vorgekommen iſt, höchſtens über das Gefangenleben berichten fönnen, hätte Buvry niht nachſtehendes mir mitgeteilt.

„Das Mähnenſchaf wird im ſüdlichen Algerien von den Einheimiſchen im allgemeinen Arui genannt, während der Widder Feſchtal, das Schaf Maſſa und das Junge Charuf heißen. Jn der Provinz Konſtantine bewohnt das Tier die Südabhänge des Aurasgebirges; nah den Angaben der Araber ſoll es jedo< auch in den dieſes Gebirge begrenzenden Steppen und ſelbſt in der Sandwüſte des Wadi Sinf angetroffen werden. Jm Weſten findet es ſi auf dem Dſchebel Amur und in der Provinz Oran auf dem Südabhange des Dſchebel Sidi Scheich. Unzweifelhaft wird es in den höheren Teilen des Gebirges, in dem marokfaniſchen Atlas no häufiger ſein als in Algerien, da Unzugänglichkeit und Abgeſchiedenheit vom menſchlichen Verkehre, welche jenen Teil des Gebirges auszeihnen, einem Wiederkäuer nur zuſagen können.

„Ber Arui liebt die höchſten Felſengrate der Gebirge, zu denen man bloß durch ein Wirrxſal zerklüfteter Stein- und Geröllmaſſen gelangen kann, und deshalb iſt ſeine Jagd eine höchſt mühſelige, ja oft gefährliche. Dazu kommt, daß ſie nicht viel Gewinn verſpricht; denn das Mähnenſchaf lebt einzeln, und nur zur Bocßzeit, welche in den November fällt, ſammeln ſich mehrere Schafe und dann auch die Widder, halten einige Zeit zuſammen und gehen hierauf wieder zerſtreut ihres Weges. Gelegentlich der Paarung kommt es zwiſchen den Widdern oft zu überaus hartnä>igen Kämpfen. Die Araber verſichern, daß man bei ſolchen Gelegenheiten in Zweifel ſein müſſe, was man mehr bewundern ſolle, die Ausdauer, mit der ſich die verliebten Böe geſenkten Kopfes halbe Stunden und länger einander gegenüberſtehen, oder die Furctbarkeit des gegenſeitigen Anpralles, wenn ſie gegeneinander anrennen, oder