Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3, str. 270

236 Elfte Ordnung: Paarzeher; dritte Familie: Horntiere.

1863 einen zweiten Widder, welcher dem von Trémaux mitgebrachten glih und dem Hofe des Regierungsgebäudes von Chartum zur Zierde gereichte.

Aus den Mitteilungen der genannten Forſcher geht alſo hervor, daß man wenigſten? in den ſpäteren Zeiträumen des ägyptiſchen Reiches Hausſchafe züchtete, welche den no< heute im Nilthale lebenden ſehr ähnli<h waren; die Frage über deren Abſtammung wird jedo<h hierdur< ihrer Löſung keineswegs näher geführt, weil die in Rede ſtehenden Naſſen ebenſowenig als andere irgend einer wilden Stammart gleihen. Gerade in der Unähnlichreit mit den wilden ſtimmen die zahmen unter ſih überein. Die Unterſchiede zwiſchen den Raſſen beſtehen hauptſähli< in der Windung des Gehörnes, in der Länge und Bildung des Schwanzes und in der Behaarung. „Alle bis jeßt bekannten Wildſchafe“/ ſagt Fißinger, „Zeihnen ſi<h dur beträchtliche Kürze ihres Schwanzes aus, während man unter den zahmen Schafen eine verhältnismäßig nur ſehr geringe Menge von Raſſen trifft, welche dieſes Merktmal mit ihnen teilen. Daß eine ſolche Veränderung dur<h außerordentliche Einflüſſe bewirkt werden könnte, iſt gänzlih unerklärbar, da man durchaus nicht zu begreifen vermag, wie dur derlei Einwirkungen ſogar eine Vermehrung der Wirbel ſtattfinden könne. Man muß ſih hier von den alten Gewohnheiten und von einem übererbten Vorurteile losfagen und kommt ſicherlih bald zu der Anſicht, daß, wie bei den meiſten übrigen Haustieren, auh beim zahmen Schafe eine größere Anzahl von Stammarten angenommen werden müſſe.“ Um ſeiner Meinung Gewicht zu verleihen, führt Fißinger zehn verſchiedene Hauptſtämme von Schafraſſen auf, welche ſeiner Anſicht nah als Arten zu bezeichnen ſind: außer den Muſfflon no< das Fettſteiß-, Stummelſhwanz-, Kurzſhwanz-, Za>el-, Land-, Fettſ<hwanz-, Langſchwanz-, Hängeohr-, Langbein- und Mähnenſchaf. Stichhaltige Gründe vermag er nicht beizubringen, und wir kommen deshalb unter ſeiner Führerſchaft niht um einen Schritt weiter.

Neuerdings hat ſi<h au< Darwin mit der Raſſenfrage beſchäftigt und ſie von einem anderen Geſichtspunkte beleuchtet. Jh will das Wichtigſte ſeiner Bemerkungen im Auszuge hier folgen laſſen. Nach den ſorgfältigſten Erhebunaen dieſes ausgezeichneten For|<ers hat faſt jedes Land ſeine eigentümliche Raſſe, und viele Länder haben viele bedeutend voneinander abweichende Raſſen. Als eine der am ſchärfſten ausgeprägten Formen gilt die morgenländiſche mit langem, nah Pallas 20 Wirbel enthaltendem Shwanze, welcher ſehr reih mit Fett durchſetzt iſt und für einen Le>erbiſſen gilt. Obwohl Fißinger dieſe Raſſe für eine beſtimmte Stammform hält, ſo ſcheint ſie doh in ihren Hängeohren das Zeihen einer langen Knechtſchaft an ſih zu tragen. Dasſelbe gilt für diejenigen Schafe, welche zwei große Fettmaſſen am Numpfe haben, während der Shwanz verkümmert iſt. Die in Angola heimiſche Spielart der langſchwänzigen Raſſe zeigt merkwürdige Fettmaſſen hinten auf dem Kopfe und unter den Kiefern. Nah Hodgſons Meinung iſt eine ſolhe Zunahme des Schwanzes nichts weiter als ein Beweis der Entartung des urſprünglichen Alpentieres. Die Hörner bieten endloſe Verſchiedenheiten dar, fehlen bei dem Weibchen nicht ſelten und vervielfältigen ſich anderſeits bis auf vier, ja ſelbſt auf aht, in welchem Falle ſie von einer in eigentümlicher Weiſe ſih erhebenden Leiſte am Stirnbeine entſpringen. Auffallend erſcheint, daß nah Youatts Wahrnehmung Vermehrung der Hörner allgemein, aber nicht ausnahmslos von größerer Länge und Grobheit des Vließes begleitet iſt. Als ein Merkmal der Gattung Schaf gilt das Vorhandenſein eines Paares von Milchdrüſen; demungeachtet gibt es, nah Hodgſon, auch bei ehten Schafen einzelne Raſſen, welche vier Zißen haben. Genau dasſelbe gilt für die Klauendrüſen, welche vorhanden ſein und fehlen können. Merk male, welche offenbar erſt im Zuſtande der Zähmung erlangt wurden, drü>en ſich entweder ausſhließlih bei den Männchen aus, oder erſcheinen doh bei dieſen in höherer Entwidtelung als bei den Weibchen: ſo fehlen den Mutterſchafen mancher Raſſen (ſogar auh den Böen)