Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

24 Neunte Ordnung: Nüſſeltiere.

endloſen Dſchangeln und Wäldern, welche ſich am Fuße des Hüunalaja entlang na< Barma und Siam hinziehen. Die Anzahl der jährlih dur den behördlich betriebenen Fang erbeuteten iſ verhältni8mäßig ſehr gering, und es unterliegt gar keinem Zweifel, daß gegenwärtig die Wildniſſe, die man den Dikhäutern als Heimat überlaſſen kann, ſo zahlrei< als wünſchenswert beſtanden ſind. Jh habe die Verzeichniſſe der leßten 45 Jahre des Elefantenfanges in Bengalen geprüft und gefunden, daß die gegenwärtige Ausbeute wenigſtens feine Abnahme der erveihbaren Tiere erkennen läßt; in Südindien haben ſi< die Elefanten in leßter Zeit ſogar derartig vermehrt, daß man, um die A>erbauer vor ihren Verwüſtungen zu ſchüßen, gegen ſie wieder mit Schießwaffen wird vorgehen müſſen, falls man nicht durhgreifendere Maßregeln als bisher für Einfangen und Abrichtung zu nüblichen Zween einführt. Wir können uns nur beglü>wünſchen, daß ein ſo brauchbares und harmloſes Tier wie der aſiatiſche Elefant nicht einem ſo traurigen Geſchi>e verfallen iſt wie ſein afrikaniſcher Verwandter, der ſeiner ſhnellen Ausrottung entgegengeht.“ Fn einem ſpäter zu Simla gehaltenen Vortrage führt unſer Gewährsmann noch an, daß während der drei Jahre 1880 bis 1882 im nordöſtlihen Bengalen (Dakka-Fanggebiet) 503 Elefanten eingefangen worden find und zwar in einem Landſtriche, der bloß 65 km lang und halb ſo breit war. Außerdem wurden während der Vorbereitungen zur Umſtellung dieſer Herden etwa noch weitere 1000 Elefanten geſehen. Dagegen wurden in demſelben Gebiete von 1868—75 alljährlich im Durchſchnitte bloß 59 Stück erbeutet. Sanderſon ſelbſt iſt es im Jahre 1887 gelungen, 140 Elefanten auf einmal einzufangen: das bedeutendſte Fangergebnis, welches in Jndien jemals erreiht worden iſ. Danach iſt leiht zu ermeſſen, wel< ein großer Beſtand an Elefanten in manchen indiſhen Gebieten vorhanden ſein muß.

Zn Afrika betreiben die Eingeborenen noch heute wie vor undenklichen Zeiten grauſam und unbarmherzig die Jagd auf das rieſige Wild. Schon Strabon erwähnt, daß die in den Steppen des Atbaragebietes wohnenden „Elephantophagen“ den rieſigen Tieren die Achillesſehne mit dem Schwerte zerhauen, um ſich ihrer zu bemächtigen; die Nomaden, welche die genannten Steppen durchziehen , verfahren noh heutigestags genau ebenſo. Nat auf dem Pferde ſißend, um möglichſt wenig behindert zu ſein, verfolgen ſie die Elefanten einer Herde, verſuchen dieſe zu ſprengen, jagen, ſo ſchnell ihre Noſſe laufen tonnen, hinter den auserftorenen Stücke her, gleichviel, ob es bergauf oder bergab, durh Schluchten, Wälder, Dornengeſtrüppe oder dur< das Hochgras der Steppe ſeinen Weg nimmt, ermüden es, greifen es mit der Lanze an und lenken es dadurch ab von dem Genoſſen, welcher die lähmenden Streiche ausführt. Sir Samuel Baker, welcher längere Zeit in Geſellſchaft dieſer Leute jagte, vermeint, niht Worte finden zu können, um die Gewandtheit und den Mut der Schwertjäger zu ſchildern. Ein von ihm auf einen Elefanten abgegebener Shuß hatte keine andere Wirkung gehabt, als das Tier in geſteigerter Eile zum Dickicht zu treiben. „Jn demſelben Augenbli>e aber“, ſo erzählt ex, „ſprengten, wettlaufenden Windhunden vergleichbar, die Schwertjäger über die ſandige Fläche, ſchnitten dem Elefanten den Rüc{zug ab, wandten ſih gegen ihn und traten ihm mit dem Schwerte in der Hand entgegen. Sofort nahm das wütende Tier den Feind an, welcher nunmehr ebenſo tapfer wie thöricht zu * Werke ging. Anſtatt den Elefanten durch einen vor ihm flüchtenden Reiter zu beſchäftigen, wie es fonſt die Gewohnheit iſt, ſprangen alle Shwertjäger in einem Augenbli>e vom Pferde und griffen das rieſige Tier zu Fuße und im tiefen Sande an. Vom Standpunkte des Jägers kann es kein practvolleres und ohne Not gefährlicheres Schauſpiel geben als ſolches Gefecht, welches mit jedem Gladiatorenkampfe zu wetteifern vermocht haben würde. Der Elefant war in höchſter Wut und ſchien zu wiſſen, daß die Jäger auf ſeine Nüſeite zu gelangen ſuchten, vermied daher mit großer Gewandtheit, ſih eine Blöße zu geben, indem er ſih mit äußerſter Geſhwindigkeit wie auf einem Zapfen drehte und einem ſeiner