Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
28 Neunte Ordnung: Rüſſeltiere.
günſtigen Stelle innerhalb des Abſchnittes beendet iſt. Das feſte, aus Stämmen und Pfoſten errichtete, etwa 4 m hohe Gezimmer umſ{<hließt einen kreisförmigen Raum von 20—50 m Durchmeſſer und läßt einen dur ein ſchweres Fallgatter verſchließbaren, etwa 4 m breiten Eingang frei, von dem zwei auseinander laufende Pfahlzäune wie Flügel an 100 m weit fortgeführt werden. Sobald dieſe Vorrichtungen ſicher ſtehen, wird der Kreis um die eingeſchloſſene Herde verengert. Die nächſten Doppelpoſten rü>ten an die Enden der beiden Flügelzäune, die entfernter ſtehenden drängen gegen die Elefanten vor, erſt langſam und vorſichtig, dann ſchneller; wenn endlich die Tiere bis an die weite Öffnung des Kheddas gelangt ſind, wird unter Schreien und Schießen ein allgemeiner Anſturm unternommen, der ſie zwiſchen den beiden Pfahlzäunen entlang und dur das enge Thor in das «Innere heut. Das Fallgatter, deſſen Halt, ein Stri> durchſchnitten wird, kracht nieder — und die Herde iſt gefangen. Nicht immer verläuft der Eintrieb glatt: man<mal merken die Tiere Gefahr, ſtürmen gegen die Bedränger, brechen dur<, müſſen von neuem umſtellt oder können überhaupt niht wieder angehalten werden. Fn der Regel aber gelingt es, die einmal eingekreiſte Herde in den Fangplas zu treiben und tros ihrer Unruhe und gelegentlichen Verſuche, Breſche in den Pfahlzaun zu legen, auch darin feſtzuhalten. Wenn das erſte Getümmel vorüber iſt, ſchi>t man zahme Elefanten mit ihren Führern und dieſen beigegebenen BVindern in den Khedda, die ſih na< und nach der einzelnen Tiere bemächtigen, ſie je nah Erfordernis feſſeln und in den umgebenden Wald hinausſchafen, wo ſie an Bäume gekettet werden. Damit iſt der Fang beendet, und die Zähmung beginnt; ſobald ſi die anfangs mehr oder minder ungebärdigen Wildlinge an die Menſchen und die zahmen Artgenoſſen gewöhnt haben, führt man ſie nah den Gehöften, wo ihre Abrihtung vollendet wird.
Der große Hauptmarkt für Elefanten findet alljährlih um die Vollmondszeit der Monate Oftober und November zu Sonepur am Ganges ſtatt. Tauſende von Pferden und Hunderte von Elefanten werden daſelbſt vorgeführt und gehen von einer Hand in die andere. Die Preiſe der Tiere ſind ſeit etwa zwei Menſchenaltern ganz außerordentlich geſtiegen. Jm Jahre 1835 war der Durchſchnittspreis 900 Mark für das Stück, 1855 ſhon 1500 Mark; 1874 wurden in Sonepur für die Regierung von Bengalen 20 Elefanten zu einem Dur<hſchnittspreiſe von je 2655 Mark angekauft; im folgenden Jahre ſollten daſelbſt noh 70 weitere zu je 2800 Mark erſtanden werden, es war aber nicht einer für dieſen Preis zu beſchaffen. Ende der ſiebziger Jahre betrug der niedrigſte Preis 3000 Mark und zwar für nicht ausgewachſene junge Tiere, hauptſächlich Weibchen; gute weibliche Arbeitselefanten galten ſchon 4000—6000 Mark. Der Wert der Männchen, beſonders der Tuskers, wird ſehr beeinflußt dur ihre äußere Erſcheinung; die für Schaugepränge geeigneten werden gern mit 16,000 bis 30,000 Märk das Stü bezahlt, und ein tadelloſer Kumiria hat ſhon mehr als einmal 40,000 Mark eingebracht. Unter ſolchen Umſtänden lohnt es ſi im glü>lichen Falle recht gut, die erheblichen Koſten für die nötigen Vorbereitungen daranzuwenden, um Elefanten einzufangen. Nachdem Sanderſons Bemühungen in Maiſur 1873 geſcheitert waren, gelang es ihm, im folgenden Fahre ſeinen erſten Fang zu machen und zwar gleich eine ganze Herde Elefanten zu erbeuten: 9 Kälber, 30 teils halb, teils voll ausgewahſene Weibchen und 16 Männchen, darunter 3 Mu>nas und 8 ſtattliche Tuskers. Von dieſer Herde mußte ein angriffluſtiges Weibchen beim Eintreiben erſchoſſen werden, neun andere Mitglieder verendeten; die übrigen Tiere wurden für 75,080 Mark verkauft. Die Geſamtkoſten für den Fangbetrieb 1873/74 betrugen 81,120 Mark, folglich ſtellte ſih für die Regierung ein Reingewinn von 43,960 Mark heraus, der noh dazu annähernd aufs doppelte geſtiegen ſein würde, wenn die eingefangenen Tiere umſichtiger verwertet worden wären.
Freilih glü>t das Einfangen niht immer, oder es werden bloß wenige Elefanten erbeutet, oder es verenden zu viele; dann ſind die manhmal ſehr hohen Ausgaben für die