Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
Elefanten: Jagd- und Feangweiſen in Fndien. 27
Mehrzahl der erbeuteten Tiere geht aber zu Grunde, weil dur den Sturz Glieder verrenkt und gebrochen oder innere Verlezungen herbeigeführt werden. Eine ebenfalls noh re<t rohe Fangweiſe beſteht darin, daß man auf zahmen Elefanten an eine Herde wilder hinanreitet, die etwa flüchtenden dur di> und dünn verfolgt, einem eingeholten Stücke große Schlingen über den Kopf wirft und es dur<h ſchiere Übermacht zwingt, ſich gefangen zu geben. Bei dem unvermeidlichen Hin- und Herzerren wird aber mancher Wildling erdroſſelt oder doh bis zur Unbrauchbarkeit verlebt; ebenſo ſind während der Hebjagd, namentli<h im dichten Walde, Unfälle für Reiter und Reitelefanten nichts Seltenes. Lohnender iſt das Berücken der ohnehin ſich gern abſeits von den Herden haltenden ſtärkſten Männchen mittels abgerihteter Weibchen. Wenn man den Aufenthalt eines ſolchen Tuskers ausgekundſchaftet hat, werden 4—5 zuverläſſige Weibchen von ihren ſi< dur<h Deen möglichſt verbergenden Führern zur Stelle geritten und dort ſo geleitet, daß ſie ſi<h wie freie Tiere bewegen. Umherſ<lendernd, Nahrung aufnehmend, nähern ſie ſih allmählih dem Wildlinge, wenn ihnen dieſer niht entgegenkommt — oder, die Menſchen witternd, ſpornſtreihs davonläuft. Dieſer Fall ſcheint aber nicht oft einzutreten. Geſellt ſi< der Wildling zu den zahmen Weibchen, dann wird ex von dieſen unter Anleitung der Führer beſtändig beſchäftigt; da aber manhmal ein paar Tage und Nähte vergehen, ehe das betrogene Dpfer wirklich geſichert werden fann, ſo folgen Erſaßleute in der Ferne, welche nac je 12 Stunden die Reiter der einzeln und unauffällig beiſeite genommenen Weibchen ablöſen. Wohin immer der Tusker ſich wendet, dahin folgen ihm die abgerihteten Tiere und ſuchen ihn auf alle Weiſe zu ermüden, bis er ſi< endli< arglos einem guten Schlafe hingibt. Darauf haben die Reiter nur gewartet. Während die zahmen Weibchen das Opfer dicht umringen, machen ſich ein paar Männer daran, ihm die Hinterbeine mit Stri>en unlösbar zu umſchnüren und, falls ein Baum in der Nähe iſ, an dieſem zu befeſtigen. Wenn dies gelungen, werden die Weibchen entfernt, und einer der Fänger klatſcht vielleicht den im Schlafe gebundenen Rieſen auf die Keule und heißt ihn, gutes Mutes zu ſein. Entſeßt ſucht der Erwachende ſich zu retten und ſeine Banden zu ſprengen, läuft wohl auh, wenn ex niht an einen Baum gefeſſelt iſt, humpelnd davon. Seine Überliſter folgen ihm gemächlich, bis er gänzlich erſchöpft iſt, vermeiden den Bereich ſeiner Stoßzähne, die er nun rüſihtslos gebrauchen würde, und legen ihm weitere Feſſeln an. Nach ein paar Tagen wird er, mit einem Taue um den Hals und einem anderen um ein Hinterbein verſehen, von den Fängern und ihren Elefanten mit vereinten Kräften na< dem Orte geſchafft, wo er völlig gezähmt und zu Dienſtleiſtungen abgerichtet werden ſoll.
Weit großartiger und ergiebiger als dieſe iſt eine lezte Fangweiſe, welche ganze Herden in die Gewalt des Menſchen bringt. Zu dieſem Behufe wartet man gewöhnlih den Beginn der Trockenzeit ab und zieht dann mit einigen hundert geübter Eingeborenen und möglichſt vielen zahmen Elefanten in die Gegend, wo eine zahlreiche Herde wilder beſtätigt worden | iſt. Dieſe Herde wird zunächſt geräuſchlos mit einex 5—10 km langen Kette von Doppelpoſten umgeben, die, je nah der Natux der Gegend, int Abſtänden von 60 — 100 Schritt aufgeſtellt ſind. Es gilt als Negel, daß eine derartig umringte Elefantenherde nux noh infolge grober Fahrläſſigkeit der Wächter entkommen kann. Binnen wenigen Stunden haben die Leute in aller Stille ein ſchwaches Gehege aus geſpaltenem Bambus 2c. längs des ganzen Ringes vollendet und für ſich Zweigſchirme hergerichtet; des Nachts werden Feuer angezündet. Hat man einen re<t großen futter- und waſſerreichen Abſchnitt eingekreiſt, ſo verurſachen die Elefanten gewöhnlich nur während der erſten Nächte einige Unruhe und werden, wenn immer ſie ſi< der Einhegung nähern, dur<h Fackeln, Schüſſe und Geſchrei zurückgetrieben. Dieſe Art der Umſchließung wird für 4—10 Tage aufrecht erhalten, d. h. ſo lange, bis die gleichzeitig begonnene Herſtellung einer ſtarken Umpfählung, des „Kheddas“, an einer