Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Elefanten: Trag- und Marſchfähigkeit. Allgemeine Verwendbarkeit. Lebensdauer. SL

Ceylon nah dem Feſtlande, oder von Hinterindien nah Vorderindien, oder von nördlichen nah ſüdlihen Gebieten und umgekehrt eingeführt und verſeßt werden, iſt leider aus den vorliegenden Nachrichten niht mit Sicherheit feſtzuſtellen. Dagegen bewährten ſich die zum Gebrauche bei einer belgiſchen Expedition Ende der ſiebziger Fahre aus Fndien nah Oſtafrika eingeführten Elefanten niht und gingen {nell zu Grunde. Ob es überhaupt ſhon unbrauchbare Tiere waren, ob ſie unrichtig behandelt, zu ſehr angeſtrengt wurden, ob die harten, kraftloſen afrikaniſchen Gräſer ihnen keine genügende Ernährung boten, iſt nicht zu entſcheiden. Jedenfalls würde es ratſamer ſein, für den ausgiebigen Gebrauch in Afrika nach aſiatiſhem Vorbilde den afrikaniſchen Elefanten einzufangen und zu zähmen, wie es im Altertum geſchehen, als indiſche Elefanten einzuführen.

Als Laſttier muß der Elefant überhaupt zart behandelt werden; denn ſeine Haut iſt äußerſt empfindli<h und Eiterungen in hohem Grade ausgeſeßt. Ebenſo bekommt er leiht bôſe Füße und iſt dann monatelang niht zu gebrauchen. Auch von Augenentzündungen wird er häufig heimgeſu<ht, und gerade in dieſer Beziehung leiſten die Elefantenärzte wirt li ſo viel, daß ſie ſeit den Zeiten der alten Griechen berühmt geworden ſind.

Die Lebensdauer eines wild lebenden Elefanten ſhägt Sanderſon auf mindeſtens 150 Jahre, die des gezähmten auf dem Feſtlande veranſchlagen die erfahrenen Fnder dur<hſchnittlih auf 80 Jahre, ausnahmsweiſe bis zu 120 Jahren. Eingehende Beobachtungen darüber ſind auf Ceylon gemacht worden. Von 240 Elefanten, welche der Regierung gehörten und zwiſchen 1831 und 1856 ſtarben, war bei 138 die Dauer ihrer Gefangenſchaft aufgezeihnet worden. Jm erſten Jahre ſtarben 72 (29 männliche und 43 weibliche), zwiſchen dem erſten und zweiten Jahre 5 männliche und 9 weibliche. Die längſte Dauer der Gefangenſchaft zeigte ſih bei einem Weibchen, welches faſt 20 Fahre aushielt. Von den 72, welche im erſten Jahre ihres Dienſtes ſtarben, verendeten 35 innerhalb der erſten 6 Monate, darunter viele in unerflärlicher Weiſe, indem ſie ſi plöglich hinlegten und verſchieden. Dieſe Zahlen belehren aber bloß über die Thatſache, wie lange die einzelnen Tiere in der Gefangenſchaft lebten, niht aber darüber, welches Lebensalter ſie überhaupt erreichten, weil niht angegeben iſt, wie alt die Stücke waren, als ſie eingefangen wurden. Auch auf Ceylon ſind Fälle vorgekommen, daß Elefanten länger als 140 Fahre in der Gefangenſchaft zugebracht haben. Der vielverbreitete Glaube an ihr faſt unbegrenztes Alter im Freileben kommt jedenfalls daher, daß Leichname ſehr ſelten in der Wildnis gefunden werden. Ein Europäer, welcher 36 Jahre lang ununterbrochen im Dſchangel gelebt und die Elefanten fleißig beobachtet hat, pflegte oft ſeine Verwunderung auszuſprechen, daß er, der doch viele Tauſende lebendiger Elefanten geſehen, noh nie das Gerippe eines einzigen toten gefunden habe, ausgenommen von ſolchen, welche einer Seuche exlegen waren. Dasſelbe berihten Forſyth, Kinloch, Shakeſpear, Sterndale und andere; au<h Sanderſon ſpricht ſeine Verwunderung darüber aus, daß er niemals Überbleibſel von geſtorbenen Elefanten geſehen habe, außer von einem, der, wie ihm bekannt, beim Kalben verendet war, und einem zweiten ertrunfenen, wel<her von einem angeſchwollenen Wildwaſſer zu Thal geſ<hwemmt wurde. Auch waren alle von ihm befragten Eingeborenen nicht glücklicher geweſen. Bei manchen Völkerſchaſten in JFndien iſt deshalb der Glaube gäng und gäbe, daß die Elefanten überhaupt niht ſterben. Die Singaleſen aber erzählen, daß jede Eleſantenherde ihre Toten begrabe, und behaupten ferner, daß ein Stü, welches ſein Ende herannahen fühle, ſtets ein einſames Thal, welches zwiſchen den Bergen öſtlih von Adams Pik liegen und einen klaren See umſchließen ſoll, zu ſeinem Sterbeplagze erwähle.

Es iſt übrigens gar niht beſonders auffällig, daß ſo wenige Reſte von aſiatiſchen, eines natürlihen Todes geſtorbenen Elefanten gefunden werden, da man doh überhaupt bloß äußerſt ſelten, ſowohl in der Wildnis als auch bei uns daheim, auf Reſte geſtorbener Tiere