Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
32 Neunte Ordnung: Rüſſeltiere.
trifft, ſelbſt von ſolchen Arten, die ungleih zahlreicher als Elefanten vorkommen: die erkrankten oder alters\<wachen, welche den Tod fühlen, pflegen überall Verſte>e aufzuſuchen und ihr Daſein im Verborgenen zu enden. Fn Afrika iſt es freilih ni<hts Ungewöhnliches, daß man auf die Gebeine von mancherlei Wild und auch von Elefanten ſtößt: dieſe werden aber au allenthalben viel eifriger verfolgt als in Aſien, und man darf wohl annehmen, daß diejenigen, deren Reſte zu Geſichte kommen, größtenteils niht an Krankheit geſtorben ſind. Als eine merkwürdige Ausnahme kann der Fall gelten, den Funker mitteilt: über einem Berge im oberen Nilgebiete bemerkten Eingeborene kreiſende Aasvögel, hofften von deren Mahle no< einen Teil für ſi< erlangen zu können, beſtiegen den Berg und fanden auf dem Gipfel einen toten Elefanten, deſſen Stoßzähne ſie herabbrachten. Wenn die fleiſ{hgierigen Leute nicht zufällig durch die Geier nach jener Höhe verlo>t worden wären, würden daſelbſt die Gebeine des Tieres zu Staub zerfallen ſein, ohne daß Menſchen darum gewußt hätten. Jn Südweſtafrika ſtieß Anders ſon auf die friſche Leiche eines Elefanten; es ſtellte ſih aber heraus, daß dieſes Stück vom Blite erſhlagen worden war.
Gegenüber den regelre<hten Fanganſtalten der Fnder und deren verſtändnisvoller, auf die ſorgſamſte Beobachtung begründeter Behandlungsweiſe des Elefanten, verfahren die afrikaniſchen Stämme, welche ſi<h mit dem Fange befaſſen, unendli<h roh und ungeſchi>t. So viel bekannt, betreiben nur die Nomadenſtämme der zwiſchen dem oberen Nile und dem Roten Meere ſi<h ausdehnenden Steppen, alfo der Atbaraländer, einen mehr oder weniger regelmäßigen Fang und Handel, deſſen Mittelpunkt, laut Junker, ſeit dem Jahre 1857 Kaſſala war. Caſanova, Hagenbe> Reiche entwi>elten das Geſchäft, und Hagenbe> lenkte den anfangs ſehr regelloſen Betrieb in geordnete Bahnen. Caſanova brachte zu Anfang der ſechziger Fahre zuerſt einige, ſpäter faſt alljährlich viele lebende afrikaniſche Elefanten na< Europa, woſelbſt ſie ſeit Jahrhunderten niht geſehen worden waren. Marno, welcher Caſanova auf einer ſeiner Reiſen nah Kaſſala begleitete, berichtet, daß die Steppenbewohner einzig und allein auf Säuglinge jagen und auch dieſe nux erbeuten, indem ſie deren Mütter in der oben geſchilderten Weiſe verfolgen und töten. Während die kühnſten Jäger ſi< mit den Alten beſchäftigen, verſuchen andere ſi<h des Jungen zu bemächtigen, werfen ihm Schlingen über, reißen es zu Boden und feſſeln es ſodann an allen vieren. Die Jäger ſelbſt kehren von ihren wilden Ritten dur dornige Dikichte zerkraßt und zerſ<hunden, die Pferde krumm und lahm nah dem Dorfe zurü>, und beide bedürfen nach jeder Jagd längerer Erholung. Nah Marnos Verſicherung verurſachen ſelbſt die jüngſten Elefanten oft bedeutende Schwierigkeiten, ebenſowohl durch ihre Aufſäſſigkeit bei und nah dem Fange ſelbſt als dur< die mit der Ernährung und Fortſchaffung verbundene Mühwaltung. Daß ein junger Elefant dem Jäger, welcher etwas von ſeinem eigenen Schweiße an die Nüſſelz ſpive des kleinen Dickhäuters gebracht hat, beſtändig nachfolgen ſoll, wie von Heuglin behauptet, ſcheint man in den Atbaraländern nicht zu wiſſen, braucht hier vielmehr ſtets Gewalt. Mehrere Männer ſind erforderlih, um die kleinen Wildlinge auf kurzen Märſchen bis zum Aufenthaltsorte des Händlers zu geleiten, und eine ſtetig mitwandernde Ziegenherde iſt nötig, ſie unterwegs mit Milch zu verſorgen. Caſanovas Gefangene wurden unter ſchattigen Bäumen aufgeſtellt oder dur< aufgeſpannte Matten gegen die Hibe geſhübt, bekamen dreimal täglih ein Gemiſh von Milch und Waſſer, die größeren nur Waſſer zu trinken und außer Durrhamehlbrei junge Durrhakolben und Zweige verſchiedener Bäume zu freſſen. Beim Trinken bekundeten auch ſie, daß Waſſer ihnen durchaus unentbehrlich iſt. Sie tranken es niht bloß, ſondern verbrauchten au anſehnlihe Mengen, um ſi zu überſprizen und die ihnen erſihtlih ſehr ſ<hmerzlihen Wunden zu kühlen.
Auf der Reiſe von Kaſſala nah Suakim, welhe mehrere Wochen in Anſpru<h nahm, wurden die größten und verſtändigſten unter den jungen Elefanten von je drei Männern