Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
Stacheligel: Aufenthalt. Bewegungen. Stimme. 715
den Wurzeln der Bäume Höhlen und Gänge graben fann, ſagen ihm beſonders zu. Hier verbirgt er ſih bei Tage; nachts kommt er hervor und geht ſ{hnüffelnd und grabend der Nahrung na<. Seine Bewegungen ſind lebhaft, zumal beim Scharren, welche Kunſt ex meiſterhaft verſteht. Beim Gehen, welches ſehr langſam geſchieht, ſenkt er den Kopf zur Erde und hält den Körper ganz niedrig; beim Graben ſeßt er alle vier Beine gleichzeitig in Bewegung und vermag, wie die Gürteltiere, ſih geradezu vor ſichtlihen Augen in die Erde zu verſenken. Es iſt niht eben leicht, in der Dämmerung dieſes erdfarbige Tier wahrzunehmen, und man findet es eigentlich bloß zufällig auf, wenn es in ſeiner ruheloſen Weiſe von einem Orte zum anderen läuft. Dabei unterſucht es jede Höhle, jede Rize und wenn es eiwas Genießbares in ihr wittert, ſeßt es augenbli>lich die kräftigen Füße in Bewegung, um die Höhle zu erweitern. Kerbtiere und Würmer, hauptſächlich aber Ameiſen und Termiten bilden ſeine Hauptnahrung. Dieſe ſucht es mit Hilfe der ſehr empfindlichen Schnauzenſpibe auf, welche weniger zum Wittern als zum Taſten geeignet ſcheint. Es frißt nah Art anderer Wurmzüngler, indem es die Zunge ausſtre>t und, wenn ſie ſich mit Ameiſen bede>t hat, ſchnell wieder zurü>zieht. Wie alle übrigen Ameiſenfreſſer miſcht es viel Sand oder Staub, auh tro>enes Holz unter dieſe Nahrung, denn man findet ſeinen Magen ſtets damit angefüllt. Gelegentlich findet man au Gras in legterem.
Wenn man einen Stacheligel ergreift, rollt er ſih augenbli>lih in eine Kugel zuſammen, und es iſt dann ſehr ſchwer, ihn feſtzuhalten, weil die ſcharfen Stacheln bei der hef: tigen Bewegung des Zuſammenkugelns gewöhnlich empfindlih verwunden. Ein zuſammengerollter Stacheligel läßt ſi<h nicht leiht fortſchaffen, am beſten noh, wenn man ihn an den Hinterbeinen pa>t und ſi< um alle Anſtrengungen und Bewegungen nicht weiter kümmert. Hat er einmal eine Grube von einiger Tiefe fertig gebraht ſo hält es außerordentlih \{<wer, ihn fortzuziehen. Nach Art der Gürteltiere ſpreizt ex ſih aus und drü>t ſeine Stacheln ſo feſt gegen die Wände, daß er an ihnen förmlich zu kleben ſ{heint. Die ſtarken Klauen ſeiner Füße werden hierbei ſelbſtverſtändlih auch mit angewendet, um ſi ſoviel wie möglich zu befeſtigen. An anderen Gegenſtänden weiß er ſih ebenfalls anzuklammern. „Wenn mir“, ſagt Bennett, „ein Stacheligel gebraht und in die Pflanzenbüchſe geſte>t wurde, um ſo am leichteſten fortgeſchafft zu werden, fand ih, zu Hauſe angekommen, daß das Tier an den Seiten der Büchſe wie eine Schüſſelmuſchel auf dem Felſen angeklebt war. Man ſah nur einen wüſten Stachelhaufen. Die Spißen des Stachelkleides ſind jo ſcharf, daß auch die leiſeſte Berührung ein empfindliches Schmerzgefühl hervorruft. Ganz unmögli< war es, einen dergeſtalt eingepferhten Stacheligel herauszubringen, und nur dasſelbe Verfahren, welches man bei den Schüſſelmuſcheln anwendet, konnte ihn bewegen, loszulaſſen. Wir brachten einen Spaten langſam unter ſeinen Leib und hoben ihn dann mit Gewalt empor. Hat man ihn einmal in der Hand, ſo zeigt er ſih völlig harmlos.“ Die Behauptung der Eingeborenen, daß das Männchen ſeinen Angreifer mit dem Sporne am Hinterfuße verwunde und eine giftige Flüſſigkeit aus ihm in die Wunde ſtrömen laſſe, iſt nach allen angeſtellten Verſuchen als eine Fabel anzuſehen. Der männliche Stacheligel verſucht gar nicht, ſich ſeines Spornes zur Verteidigung zu bedienen, wie er überhaupt faum an Abwehr denkt. Gegen die vierfüßigen Feinde verteidigt er ſih wie der Jgel durch Zuſammenrollen, und wenn er Zeit hat, gräbt er ſich ſo ſ<hleunig wie möglich in die Erde ein. Dennoch wird der Beutelwolf ſeiner Meiſter und frißt ihn mit Haut und Stacheln.
Die Stimme, welche man von dein ſonderbaren Geſellen vernimmt, wenn er ſi{h ſehr beunruhigt fühlt, beſteht in einem ſ<wachen Grunzen. Unter den Sinnen ſtehen Gehör und Geſicht obenan; die übrigen ſind ſehr ſtumpf.
Eingehende Schilderungen über das Freileben des Tieres hat im Jahre 1881 der Sohn Bennetts gegeben, der in Begleitung eines Eingeborenen, Namens Johnny, viele