Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
716 Fünfzehnte Drdnung: Gabeltiere; erſte Familie: Ameiſenigel.
Stacheligel aufſuchte, um ihre Fortpflanzungsgeſchichte feſtzuſtellen. „Mein erſter Ausflug mit Johnny“, ſagt er, „offenbarte viele der mir entgegenſtehenden Hinderniſſe. Wir ſahen viele Spuren, aber keine Tiere. Der Boden war aufgewühlt, als ob eine große Anzahl Schweine ihn bearbeitet hätte, was die Ameiſenigel mit ihrem Schnabel bewerkſtelligen, um die Kerfe unter dem abgefallenen Laube auſzude>en. Sie wenden ſi< dann geſtürzten morhen Bäumen zu, ſie gänzlich entrindend, den Mulm herausfrazend und die Kerbtiere verzehrend, welche ſi< als kleine Käfer, Ameiſen und eine Art weißer, ſaftiger Würmer erwieſen. Viele kleine troÆene Bäume waren von den Stacheligeln bei der Nahrungsſuche entwurzelt. Sie ſind beſonders auf die Termiten erpicht die kleine, etwa 18 Zoll hohe Thonhügel bauen. Dieſe greifen ſie äußerſt planmäßig an, indem ſie ring8um gegen daë Neſt vordringen, die Erde aus dem Wege räumen, an der Berührungsſtelle des Neſtes mit dem Boden eine Furche ziehen, alles, was ihnen in den Weg kommt, verſchlingen, endli< in der Mitte ein Loh anbringen und das ganze Neſt ausräumen, kein Weſen, das von ihrem Beſuche berihten könnte, übriglaſſend. Die Soldatenemſe (eine große wehrhafte Ameiſe) rühren ſie niht an; ihre Neſter befanden ſi dicht bei den Termitenbauten, aber unberührt. Die großen Zu>erameiſen, welhe Sandhügel von ungefähr 16 Zoll Höhe und 4 Fuß Durhmeſſer aufſchihten, greifen ſie an, indem ſie ſih zunächſt mit ausgeſtre>ter Zunge auf den Hügel legen und die Ameiſen, die mit ihr in Berührung kommen, in den Mund ziehen; ſo bleiben ſie oft ſtundenlang liegen. Bei dieſer Gelegenheit kommt unzweifelhaft der Sand in ihren Magen. Dann graben ſie einen Gang von einer Seite zur anderen und verſ<hlingen die einladendſten Biſſen, auf die ſie ſtoßen. Bei Tage wandern ſie niht viel umher, da ſie mit ihrer Suche ein paar Stunden vor Sonnenuntergang beginnen. Sie hören ſehr leiht, ſo daß man ſi ſehr vorſichtig und langſam bewegen muß, da ſie beim geringſten Raſcheln eines Blattes ſi<h du>en und ſi< ſofort in den Boden zu ſcharren beginnen, was mit den Beinen ausgeführt wird, indem ſie den ganzen Körper in das Grab verſenken und ſich die Erde auf den Rücken wühlen. Die Schnelligkeit, mit der ſie dieſes bewerkſtelligen, iſt beinahe unglaubli<h, und von aufgewühlter Erde iſt nah dem Verſchwinden des Tieres wenig zu ſehen. Gewöhnlich graben ſie nicht in der Richtung des Kopfes weiter; nur einmal habe ich dieſes geſchehen ſehen, als ein Stacheligel in eine Kiſte geſeßt war, in der Erde unter der Kiſte verſhwand und in einer Entfernung von 10 Fuß jenſeits eines Zaunes herausfam.“
Über das Betragen gefangener Stacheligel berihten Garnot, Quoy und Gaimard und Haa>e. Quoy und Gaim ard bekamen in Hobart ein lebendes Männchen. Jm erſten Monate fraß es nicht das geringſte und magerte zuſehends ab, ſchien ſich aber wohl zu befinden. Es war ganz gefühllos und dumm, lag bei Tage mit dem Kopfe zwiſchen den Beinen, ſeine Stacheln ringsum ausgeſtre>t, aber niht zuſammengekugelt, ſuchte auh dunkle Stellen auf. Die Freiheit liebte es ſehr, machte wenigſtens alle Anſtrengungen, um aus ſeinem Käfige zu kommen. Sette man es auf einen großen Pflanzenkübel mit Erde, ſo hatte es ſih in weniger als 2 Minuten bis auf den Boden gegraben, und zwar mit den ſtarken Füßen, wobei es ab und zu mit der Schnauze half. Später fing es an zu le>en und fraß zuleßt ein flüſſiges Gemenge von Waſſer, Mehl und Zu>ker. Es ſtarb, weil man es zu ſtark gewaſchen hatte. Garnot kaufte einen Stacheligel in Port Fa>ſon von einem Manne, welcher ihm ſagte, daß er das Tier ſeit 2 Monaten mit allerlei Pflanzennahrung erhalten habe, auch verſicherte, daß es im Freien Mäuſe freſſe 2c. Auf des Verkäufers Nat ſperrte Garnot das Tier in eine Kiſte mit Erde und gab ihm Gemüſe, Suppe, friſches Fleiſch und Fliegen; aber alle dieſe Dinge rührte es niht an; nur das Waſſer ſhlappte es ſogleih mit ſeiner Zunge ein. So lebte es 3 Monate, bis man mit ihm auf Mauritius ankam. Dort gab man ihm Ameiſen und Negenwürmer. Dieſe fraß es ebenfalls niht; dagegen ſchien es Kokosmilch ſehr zu lieben, und man hoffte ſchon, es mit na<h Europa zu bringen: doch