Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1
4 Ein Bli> auf das Leben der Geſamtheit.
Paukenhöhle geräumig. Anſtatt der drei Gehörknöchelchen der Säugetiere iſ nur ein einziger, viele>iger Knochen vorhanden, welcher mit dem Hammer einige Ähnlichkeit hat und gleihzeitig Steigbügel und Amboß erſeßen muß. Die Geruchswerkzeuge ſtehen denen der Säugetiere entſchieden nah. Eine äußere Naſe und große Naſenhöhlen fehlen. Die Naſenlöcher, am Dberkiefer gewöhnlich nahe der Wurzel des Shnabels liegend öffnen ſi als rundliche Löcher oder Spalten, ausnahmsweiſe auch in längeren Hornröhren und ſind entweder na>t oder mit Haut oder mit borſtenartigen Federn bede>t. Jnnen teilt ſih die Naſe in zwei Höhlen, in denen je drei häutige, Tnorpelige oder fnöherne Muſcheln liegen, und auf deren ſie überziehender Schleimhaut der Niechnerv ſih ausbreitet. Einen feinen Geſhma>sſinn ſcheinen nur wenige Vögel zu beſißen, da die Zunge bloß bei einzelnen ſo gebildet iſt, daß wir auf ihre Fähigkeit zum S<hme>en ſchließen dürfen. Bei den meiſten iſt ſie im Gegenteile mehr oder weniger verkümmert, entweder verkürzt und verkleinert oder mit einer hornartigen Haut überzogen, bei wenigen lang und fleiſhig. Mehr als zum Schme>en mag ſie im allgemeinen zum Taſten benußgt werden, und ebenſo fann ſie zum Anſpießen oder Ergreifen der Nahrung dienen. Der Sinn des Geſühles, möge er nun als Empfindungs- oder als Taſtvermögen aufgefaßt werden, ſcheint ho entwid>elt zu ſein; denn die äußere Haut iſt reih an Nerven, und der ſo oft taſtifähigen Zunge kommt auch oft ein mit weicher Haut überzogener Schnabel noh zu Hilfe.
Sehr vollkommen ſind die Organe des Blutumlaufes und der Atmung. Die Vögel beſiven ein Herz mit zwei Kammern und zwei Vorkammern, welches in ſeiner Bildung dem der Säugetiere ſehr ähnelt, verhältnismäßig aber musftelkräftiger iſt. Zu deſſen Seiten liegen die Lungen und ſeitlih der Spiße des Herzens die beiden Leberlappen. Die Lungen ſind mit den Rippen verwachſen und erſtre>en ſi< weiter nah unten als bei den Säugetieren, wie denn überhaupt eine ſcharfe Scheidung zwiſchen Bruſt und Bauchhöhle nicht ſtattfindet. Außer den Lungen füllen die Vögel noh mehrere Säe und Zellen, welche im ganzen Körper liegen, mit der eingeatmeten Luft an, indem dieſe aus den Lungen in die Bruſtfellſä>e eindringt und ſi< dann von hier aus weiter im Körper verbreitet, ja ſogar den größten Teil der Knochen, entweder die Röhren oder die außerdem vorhandenen Zellen, erfüllt. Die Luftröhre beſteht aus knöchernen, dur< Haut verbundenen Ringen und beſit einen oberen und unteren Kehlkopf. Erſterer liegt hinter der Zunge, iſt faſt dreie>ig und hat keinen Kehldeel; ſeine Stimmriße wird von nervenreichen Wärzchen umgeben und an den Nändern mit einer weihen, muskeligen Haut bekleidet, welche vollkommene Schließung des Kehlkopfes ermöglicht. Der untere Kehlkopf liegt am Ende der Luftröhre vor der Teilung in die Äſte und iſt eigentlich nur eine Vergrößerung des leßten Luftröhrenringes. Ein Steg in der Mitte, gebildet dur< Verdoppelung der inneren Haut der Luftröhre, teilt ihn in zwei Spalten oder Riten, deren Ränder beim Ausſtrömen der Luft in Schwingungen geſeßt werden, alſo zur Erzeugung der Stimme dienen. An jeder Seite des unteren Kehlfopfes liegen Muskeln, 1—5 an der Zahl, welche jenem, dem eigentlihen Stimmwerkzeuge, vielſeitige Beweglichkeit ermöglichen. Bei wenigen Vögeln fehlen dieſe Muskeln gänzlich, bei anderen, zu denen die meiſten Singvögel zählen, ſind fünf Paare vorhanden. Zu beiden Seiten der Luftröhre verlaufen außerdem lange Muskeln, welche am unteren Kehlkopfe beginnen, bei einzelnen bis zu den Ohren aufſteigen und durch ihre Thätigkeit Verkürzungen oder Verlängerungen der Luftröhre bewirken können. Höchſt eigentümlich iſt der Verlauf der letzteren bei manchen Vögeln; denn nicht immer ſenkt ſie ſi< vom unteren Ende des Halſes unmittelbar in das Jnnere des Bruſtkorbes, tritt vielmehr, wie bereits bemerkt, bei einzelnen vorher erſt in den Kamm des Bruſtbeines ein oder bildet auf den äußeren Bruſtmuskeln eine mehr oder weniger tiefe Schlinge, kehrt nah oben zurü> und ſenkt fi nun exſt in das Fnnere des Bruſtkorbes.