Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Atmungs-, Verdauungs- und Fortpflanzungswerkzeuge. Federn. 5

Die Verdauungswerkzeuge der Vögel unterſcheiden ſih von denen der Säugetiere ſhon deshalb weſentlich, weil jene keine Zähne haben und alle Viſſen ganz verſhlu>en. Speicheldrüſen ſind vorhanden; eine wirkliche Durhſpeichelung in der Mundhöhle aber findet kaum ſtatt, weil der Biſſen vor dem Verſhhlingen nicht gekaut wird. Bei vielen Vögeln gelangt er zunächſt in eine Ausbuchtung der Speiſeröhre, wel<he man Kropf nennt, und wird hier vorläufig aufbewahrt und vorverdaut; bei anderen kommt er unmittelbar in den Vormagen, eine Erweiterung der unteren Speiſeröhre, welche reih an Drüſen und ſtets dünner als der eigentliche Magen iſt, keinem Vogel fehlt und bei denjenigen Arten am größten iſt, welche feinen Kropf beſißen. Der Magen kann ſehr verſchieden gebildet ſein. Bei denen, welche vorzugsweiſe oder ausſ<hließlih von anderen Tieren leben, iſt er gewöhnli<h dünnhäutig; bei denen, welche ſih von Pflanzenſtoffen nähren, ſehr ſtarkmuskelig und innen mit einer harten, gefalteten Haut ausgekleidet, welche wirkli die Stelle eines Reibers vertritt und, von den kräftigen Muskeln bewegt, die Speiſen, denen Sandkörner und Kieſ elchen beigemiſcht werden, zerkleinert und zermalmt. Fm Darmſchlauche fehlt der Dickdarm, iſt wenigſtens nur beiin Strauße ſozuſagen angedeutet. Der Maſtdarm erweitert ſih gegen jein Ende zur ſogenannten Kloake, in welche die beiden Harnleiter und die Samengänge oder die Eileiter münden. Die Milz iſ verhältnismäßig klein, die Bauchſpeicheldrüſe groß, die hartkörnige, in mehrere Lappen geteilte Leber anſehnlich, ebenſo die Gallenblaſe, die Niere endlich lang, breit und gelappt.

Einige Vögel beſizen eine deutlihe Rute, alle, wie ſelbſtverſtändlih, Hoden Und Samengänge. Erſtere liegen in der Bauchhöhle am oberen Teile der Nieren, ſchwellen während der Paarungszeit außerordentlih an und ſchrumpfen nah ihr auf kleine, faum bemerfbare Kügelchen zuſammen; leßtere laufen, ſtark geſ<längelt, vor den Nieren neben den Harnleitern herab, erweitern ſi< und bilden vor ihrer Mündung eine fleine Blaſe. Der traubenförmige, nur linksſeitig entwi>elte Eierſto> liegt am oberen Ende der Niere und enthält viele rundliche Körperchen, die dotterhaltigen Eizellen, deren Anzahl ſich ungefähr zwiſchen 100 und 500 bewegt. Der Eileiter iſ ein langer, darmförmiger Schlauch mit zwei Mündungen, von denen eine in die Bauchhöhle, die andere in die Kloake ſich öffnet.

Die Haut der Vögel hat hinſichtlich ihrer Bildung im weſentlichen mit jener der Säugetiere Ähnlichkeit. Auch ſie beſteht aus drei Lagen: der Oberhaut, dem Schleimneße Und der Lederhaut. Erſtere iſt dünn und faltenreich, verdi>t ſi aber an den Fußwurzeln und Zehen zu hornigen Schuppen und wandelt ſih au<h am Schnabel in ähnlicher Weiſe um; die Lederhaut iſt verſchieden di>, bei einzelnen Vögeln ſehr dünn, bei anderen ſtark und hart, ſtets géfäß- und nervenreih und nach innen zu oft mit einer dichten Fettſchicht bede>t. Die Federn entwi>eln ſi in Taſchen der Haut, welche urſprünglich gefäßreiche, an der Oberhaut liegende Wärzchen waren, jedoch allmählich in Einſenkungen der Lederhaut aufgenommen wurden. Die Wärzchen haben auf ihrer vorderen Fläche eine tiefe Furche, von welcher rechts und links ſeichtere Furchen abgehen, welche, wiederum mit kleinen ſeitlihen Fur<en verbunden, um die Taſche herumziehen und auf ihrer hinteren Fläche flah auslaufen. Die Oberhaut, welche die Taſche mit allen ihren Unebenheiten bede>t, wuchert vom Grunde aus und verhornt; der verhornte Teil wird nah außen geſchoben und ſtellt die Feder dar. Dieſe entſpricht hinſichtlich ihrer Form den Furchen der Taſche: der Schaft oder Kiel der tieferen vorderen, der Bart den beiden ſeitlihen. Gegen Ende des Wachstumes der Feder ſchwinden die Furchen; der Schaft ſchließt ſich zu einem dünnwandigen Rohre, und die in dieſes hinein verlängerte Warze vertro>net. Somit ſtellen ſich die Federn als Erzeugniſſe der Oberhaut dar. Sie ſind ähnliche Gebilde wie Haare, Stacheln oder Schuppen der Säugetiere, bei den verſchiedenen Vögeln aber vielfachen Veränderungen unterworfen und auh an den verſchiedenen Teilen des Vogels ſelbſt abweichend gebildet. Man