Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1
14 Ein Blik auf das Leben der Geſamtheit.
Geviertmeilen eine Art zu rechnen iſt; die Artenzahl Madagaskars beträgt, nah Hartlaub, 220, und von ihnen ſind mindeſtens 104 der Jnſel eigentümlich.
Als drittes Gebiet betrahten wir mit Sclater das indiſche oder orientaliſ<e, welches ganz Aſien ſüdlih vom Himalaja, alſo Jndien, Ceylon, Barma, die Malayiſche Halbinſel, Südchina, die Sundainſeln, Philippinen und anliegenden Eilande in ſi ſ{<ließt. Bezeihnende Arten dieſer von Vögeln reichbevölkerten Länder ſind die Edelſittiche, Nachtſpinte/ Nachenvögel, Hornſhwalme, Salanganen und Baumſegler, Zwergedelfalken und Waſſereulen, Hirtenſtare und Aveln, Prachtkrähen, Schweif-, Lappen- und Stummelhäher, Lachdroſſeln, Mennigvögel, Rubinnachtigallen, Schneidervögel, Wald- und S<hwalbenſtelzen, Pfauen, Pracht-, Kamm- und Faſanenhühner, Horn- und Argusfaſanen, Buſhwachteln und andere mehr. Schlägt man die Anzahl dex dieſem Gebiete eigenen Vogelarten zu 1500 an, ſo ergibt ſih, daß hier auf je 140 geographiſche Geviertmeilen eine Vogelart kommt, und es erweiſt ſih ſomit das indiſche Gebiet als das verhältnismäßig reiſte von allen.
Unter dem auſtraliſchen oder ozeaniſchen Gebiete verſtehen wir Auſtralien, Neuguinea und die übrigen papuaniſchen Eilande, Tasmanien, Neuſeeland und alle Fnſeln des Stillen Weltmeeres. Die Vogelwelt dieſer Länder iſt als verhältnismäßig reiche und fehr eigenartige zu bezeihnen. Dem Feſtlande und Tasmanien gehören an: die Kakadus, Breitſhwanz- und Erdſittihe, Frazenku>u>e, Eulen- und Zwergſchwalme, Dickkopf- und Krähenwürger, Pfeifkrähen und Pfeifaßeln, Leierſhwänze, Panther-, Kragen- und Aitlasvögel, Graulinge, Emus, die Talegalahühner, Trappenwachteln, Hühnergänſe und andere mehr; auf den Papuainſeln leben die Loris, Zwergpapageien, Paradiesvögel, Krontauben und andere; Neuſeeland zeichnet ſi aus dur die Neſtor: und Nachtpapageien, Lappenſtare, S<hnepfenſtrauße 2c.; die ozeaniſchen Fnſeln endlih beherbergen eigenartige Papageien, Tauben, Finken und verſchiedene Pinſelzüngler. Nimmt man die Artenzahl des ganzen Gebietes zu 1000 an, ſo kommt eine Art auf je 180 geographiſche Geviertmeilen.
Nicht viel reicher als das nördlih-altweltliche iſt das nördlih-neuweltliche Gebiet oder Nordamerika, vom Prairiegürtel an bis zum Eismeere. Bezeichnende Vögel dieſes Gebietes ſind: Blauſänger, Sichelſpötter, Laubwürger, Steppen-, Ammer- und Uferfinken, Baumhäher, Truthühner und andere. Die Artenzahl wird auf 660 geſhäßt, ſo daß alſo auf je 560 geographiſche Geviertmeilen eine Art gerechnet werden darf.
Das ſüdamerikaniſche Gebiet endlih ſteht, was die Anzahl der in ihm lebenden Vogelarten anlangt, unter allen obenan, übertrifft auh an Eigenartigkeit der Formen jedes andere und bleibt nur in dem verhältnismäßigen Reichtume ſeiner Vogelwelt hinter dem indiſchen Gebiete um etwas zurü>. Sclater ſchäßt die Artenzahl der in ihm hauſenden Vögel auf 2250, und es ergibt ſih hieraus, daß eine Vogelart auf je 170 geographiſche Geviertmeilen kommt. Mindeſtens 8 oder 9 meiſt gattungen- oder artenreiche Familien treten ausſließlih in dieſem Gebiete auf; die Familie der Kolibris iſt vorzugsweiſe hier heimiſch: denn nur ſehr wenige ihrer ungewöhnlich zahlreichen Arten gehören dem Norden der Weſthälfte unſerer Erde an, und man iſt daher berechtigt, beſagte Familie eine ſüdamerikaniſche zu nennen. An bezeihnenden Arten iſt das Gebiet beſonders reih. Fm Süden Amerikas herbergen: die Araras, Keilſhwanzſittihe, Grünpapageien, Pfefferfreſſer, Maden-, Ferſen-, Lauf- und Bartkuckucke, Glanzvögel, Sägeraken, Plattſchnäbler, Schwalke, Zahnhabichte, Sperber- und Mordadler, Schwebe-, Buſſard- und Falkenweihen, Haken- und Ferſenbuſſarde, Geierfalken, Kamm-, Königs- und Rabengeier, die Tyrannen, Shmu>- und Kropfvögel, Ameiſendroſſeln, Baumſteiger, Töpfervögel , Weihſhwanzſpehte, Baum-, Hoko-, Schaku- und Steißhühner, Nandus, Sonnenreiher und andere mehr.
Aus Vorſtehendem ergibt ſich, daß auf der Oſthälfte der Erde ungefähr 4300, auf der Weſthälfte etwa 3000 Vogelarten leben. Dieſe Zahlen ſind jedoh nur annäherungsweiſe