Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Notkopfſpeht. Sammelſpecht. 597

Weibchen legt 2—6 rein weiße und dur<hſcheinende Eier, zuweilen in Höhlen, die nur 2 m über dem Boden ausgemeißelt wurden, zuweilen in ſolchen, welche ſo hoh angebracht wurden wie mögli<h.“ Nah Wilſons Verſicherung hat die Brut des Rotkopfes in der Shwarznatter (Choryphodon constrictor) eine furchtbare Feindin. Dieſe Schlange windet ſi< häufig an den höhſten Baumſtämmen empor, dringt in das ſriedlihe Kinderzimmer des Spechtes, verſchlingt hier die Eier oder die hülfloſen Jungen, angeſichts der ängſtlich ſhreienden und umherflatternden Eltern, und legt ſi< dann, wenn der Raum groß genug iſt, zuſammengeringelt in das Neſt, um die Verdauung abzuwarten. Der Schulbube, der ſeinen Hals wagte, um ein Neſt dieſes Spechtes auszuheben, findet ſich oft niht wenig enttäuſcht, wenn er ſeine Hand in die Höhle ſte>t und anſtatt der Jungen die entſeßliche Schlange pa>t. Er hat dann gewöhnlih ni<hts Eiligeres zu thun, als ohne alle Nückſicht auf Glieder und Beinïleider am Stamme hinunterzurutſhen und ſ{hre>erfüllt ſo ſchnell wie möglih den Baum

zu verlaſſen.

Es trägt zur Vervollſtändigung unſerer Kenntnis der Krummſchnabelſpechte bei, wenn i< hier no< einer anderen Art der Gattung Erwähnung thue. Fn Kalifornien und Mexiko wird der Rotkopf dur< einen Verwandten (Colaptes formiciyorus, Picus formicivorus und melanopogon, Melanerpes formicivorus und angustifrons) vertreten, den wir Sammelſpe<t nennen wollen. Der Vogel kommt unſerem Buntſpechte an Größe glei: ſeine Länge beträgt 25, die Fittihlänge 16, die Schwanzlänge 10 ecm. Stirnrand, Zügel, Kinn und Oberteile, ein hmaler Augenrand, Schläfen, Dhrgegend und ein breiter Streifen an den Halsſeiten ſowie die ganze Oberſeite ſind ſhwarz; der Vorderkopf hat weiße, gelblih getrübte Färbung, Scheitel und Hinterkopf ſind wie üblich ſharlachrot, die Backen bis unter die Ohrgegend und die Halsſeiten nebſt der Unterkehle weiß, letztere ſtrohgelb überflogen, Kropf und Bruſt ſhwarz, dur weiße Längsfle>en gezeihnet, die übrigen Unterteile weiß, an den Seiten und auf den unteren Shwanzdecen mit ſhmalen ſ<hwarzen Schaftſtrichen gezeihnet, Bürzel und obere Shwanzde>en und die Handſchwingen von der zweiten an an der Wurzel ebenfalls weiß. Das Auge iſt braun, der Schnabel hornſhwarz, der Fuß graugelbli<h. Beim Weibchen zeigt der Hinterkopf nur eine breite ſharlahrote Querbinde.

Das Verbreitungsgebiet des Sammelſpechtes ſind die Küſtenſtaaten des Stillen Weltmeeres, von Kalifornien über Mexiko bis nah Mittelamerika. „Der Sammelſpeht“, ſagt Heermann, „iſt der häufigſte und lärmendſte aller Spechte Kaliforniens. Vom höchſten Zweige eines Baumes aus, auf dem er zu ſiven pflegt, ſhwingt er ſih plößlih nah unten hinab, ein Kerbtier verfolgend, kehrt, nachdem er es ergriffen, zu ſeinem früheren Plage zurü> und beginnt wenige Augenbli>e ſpäter ähnliche Jagd. Jm Herbſte aber beſchäftigt er ſi ſehr eifrig damit, kleine Löcher in die Ninde der Eichen und Fichten zu bohren und in ihnen Eicheln aufzuſpeihern. Fn jedes Loch kommt eine Eichel, und ſie wird ſo feſt eingezwängt, daß ſie nur mit Mühe herausgezogen werden kann. Zuweilen gewinnt die Rinde eines rieſigen Nadelbaumes den Anſchein, als fei ſie dicht mit Bronzenägeln beſchlagen. Dieſe Eicheln werden in ſehr großer Menge aufgeſpeihert und ernähren während des Winters niht nux den Specht, ſondern auh Eichhörnhen, Mäuſe, Häher 2c., die dieſe Vorräte ſehr ſtarë mitnehmen.“ :

Kelly vervollſtändigt dieſe Angaben. „Beim Abſchälen der Rinde eines Baumes“, ſagt er, „bemerkte ih, daß fie gänzlih durhlöchert war. Die Löcher waren größer als die, welche eine Büchſenkugel hervorbringt, und ſo regelmäßig, als hätte man ſie mit Hilfe von Lineal und Zirkel eingebohrt. Viele von ihnen waren auf die netteſte Weiſe mit Eicheln angefüllt. J<h hatte ſhon früher dergleichen Löcher in den meiſten weicheren Bäumen wahrgenommen, jedoch geglaubt, daß ſie von Kerbtieren herrührten, und mir niht die Mühe