Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

602 Erſte Ordnung: Baumvögel; a<htundzwanzigjte Familie: Spechte,

Nagetieren geſegnetſten Gebiete der Erde genannt werden muß. Aus der Maſſe dieſer hauptſählih auf die Ernährung dur< Eicheln angewieſenen Geſchöpfe erwu<s aber den vorſorglichen Spechten eine gefährliche und gewiſſenloſe Mitbewerbung, die es mit dem Mein und Dein nichts weniger als genau nahm und ihnen ihre mühſam zuſammengeleſenen Schäte wegſtahl, wo und wie ſie nur immer konnte, gerade jo, wie es unſere EichhörnGen mit den Wintervorräten der Spechtmeiſen thun. Das veranlaßte die Vögel, denen es bei ihrem Flugvermögen auf eine kleine Reiſe durhaus nicht ankam, ſih in der weiteren

Nachbarſchaft, die vor dem Beſuche der ſhnöden Diebesbande geſichert erſchien, umzuſeyen,

ob ſie dort niht etwa geeignete Pläße zur Anlegung ihrer Speicher fänden. Bei dieſen Streifereien werden ſie au in jene unwirtlichen Gefilde am Pizarro geraten ſein und zunächſt in der Yuccapflanze das gefunden haben, was ſie ſuchten. Denn no< wird von ihnen, wie Sauſſure berichtet, gelegentlih der Zwiſchenraum, der ab und zu zwiſchen der Rinde oder Hülle dieſer Pflanze und ihrem Stamme auftritt, zu dem angegebenen Zwe>e benußt, ſie thun es aber offenbar ungern, da die Eicheln ſi< ſenken und in die Tiefe des Spaltes gleiten, wo ſie ihnen verloren ſind. Bei den Verſuchen nun, die Eicheln aufzuſpalten, wird ein oder der andere Vogel darauf gekommen ſein — ſie klettern ja an allem Möglichen herum! — ſi< einmal anſtatt in der Rinde der Yucca in dem Blütenſchafte der Agave einen „Eichelbecher“ anzulegen. Beim Einſchieben der Cichel wurde, da dieſe in den inneren Hohl: raum hineinfiel und verſ<hwand, das Geheimnis entde>t, und die Vögel, auf die Verwendung derartiger Räume von Haus aus angewieſen und ſeit vielen Geſchlechtern angepaßt, waren klug genug, ſich die ſhöne Gelegenheit zu nuße zu machen, und dur< Vererbung iſt dieſe Gewohnheit bei der betreffenden örtlihen Raſſe des Sammelſpechtes inſtinktiv geworden.“ Die kleine Unterfamilie der Glattnaſenſpechte übergehend, wenden wir uns der etwa 150 Arten zählenden Unterfamilie der Buntſpechte (Dendrocopinae) zu, gekennzeichnet dur deutliche Ausprägung des Spechtſchnabels.

Die erſte Gattung umfaßt die Shwarzſpehte (Dryocopus), die größten und kräftigſten Arten, ausgezeihnet dur ihre vorherrſchende ſhwarze Färbung und ihr oft zu einer Haube verlängertes Kopfgefieder. Die meiſten Arten gehören Amerika an. Hier ſind ſie dur alle Gürtel verbreitet, während ſie in der Alten Welt nur durch ein in Europa vorkommendes Mitglied und einige, aber ſhon abweichende indiſche Arten vertreten werden.

Unſer Shwarzſpe<ht, Krähen-, Berg- oder Luderſpeht, Holzz, Hollz, Hohloder Lochkrähe, Holzgüggel, Waldhahn, Tannenhuhn und Tannenrvoller 2c. (Dryocopus martius, pinetorum und alpinus, Picus martius, Dendrocopus martius und niger, Dryopicus, Dryotomus und Carbonarius martius), iſt einfarbig mattſhwarz, am Oberkopfe aber hochkarminrot, und zwar nimmt dieſe Farbe beim Männchen den ganzen Oberkopf ein, wogegen ſie beim Weibchen ſih auf eine Stelle des Hinterkopfes beſchränkt. Das Auge iſ matt ſ{<wefelgelb, der Schnabel perlfarbig, an der Spige blaß ſchieferblau, der Fuß bleigrau. Die Jungen unterſcheiden ſich wenig von den Alten. Die Länge beträgt 47—50, die Breite 72—75, die Schwanzlänge 18 cm.

Europa, ſoweit es bewaldet iſt, und Aſien bis zur Nordſeite des Himalaja ſind die Heimat des Schwarzſpechtes. Jn Deutſchland lebt er zur Zeit auf den Alpen und allen Mittelgebirgen, namentlih dem Böhmerwalde, Rieſen-, Erz- und Fichtelgebirge, Franken- und